Rückblick aufs 3. Quartal 2024
Im Juli und August hatte ich mich rar gemacht. Ich war in der Sommerpause - und das darf man diesmal wörtlich nehmen. Zwar hatte ich mir vorgenommen, einiges aufzuarbeiten, was notgedrungen im 2. Quartal liegengeblieben war, aber ... Pustekuchen! Ich brauchte eine Auszeit und die habe ich mir genommen.
Ein besonderes Wiedersehen im Juli
Im Juli kamen wir in den Genuss, ein paar Tage Urlaub machen zu können. Mein 100-jähriger Vater hatte eine stabile Phase zu fassen, sodass wir es wagen konnten, in unsere geliebte Bergwelt zu fahren. Diesmal ging es nicht in die rumänischen Karpaten, sondern in die österreichischen und bayrischen Alpen.
Die ersten Tage verbrachten wir am Attersee im Salzkammergut. Dort hatte ich zuletzt 1971 als 9-Jährige mit meinen Eltern Urlaub gemacht. Und das aus einem ganz bestimmten Grund: Eine ehemalige Auszubildende und Angestellte meines Vaters aus der Drogerie hatte sich dorthin verheiratet und wir haben sie besucht. Diesen Besuch habe ich nun nach sage und schreibe 53 Jahren wiederholt.
Ich muss hinzufügen, dass die 15 Jahre ältere Karin zu Drogeriezeiten einen Narren an mir gefressen hatte. Deshalb nahm sie mich an ihren freien Nachmittagen gelegentlich mit zu sich nach Hause, um mit mir zu spielen. Sie kaufte mir Anmalhefte und Anziehpuppen aus Papier. Und weil ich meine große Freundin so gerne mochte, habe ich meine ebenfalls blondhaarige Puppe nach ihr benannt.
Mein Vater hat sein leben lang Kontakt zu seinem ehemaligen Lehrling gehalten. Anfang des Jahres habe ich unsere Karin angeschrieben, weil mein Vater zum ersten Mal nach so vielen Jahren weder einen Anruf noch eine Weihnachtskarte von ihr bekam. Wir machten uns Sorgen. Seitdem stehen wir beide über WhatsApp in regem Austausch. Natürlich kam prompt eine Einladung von ihr.
Der sind wir gefolgt. Anfangs dachte ich, es könnte vielleicht ein bisschen eigenartig werden, sich nach über einem halben Jahrhundert wiederzusehen. Ein ganzes Leben lag schließlich zwischen uns: Familie, Kinder, Enkel. Sind wir uns nicht eigentlich fremd? Schließlich war ich noch ein Kind und sie bereits eine junge Frau, als wir voneinander schieden.
Die Bedenken lösten sich von der ersten Minute an in Luft auf. Wir haben uns prächtig verstanden, hatten uns furchtbar viel zu erzählen und konnten uns gemeinsam an die Zeiten in der Eulenstraße erinnern. Das war sooo was von schön! Und außerdem absolut passend, da ich mich doch das letzte halbe Jahr intensiv mit dieser Phase meines und meines Vaters Leben beschäftigt hatte. Natürlich hatte ich Karin zuvor schon Fotos aus Drogerie-Zeiten zukommen lassen.
(Zum Buchprojekt Eulenstraße 81 siehe auch Rückblick aufs 2. Quartal 2024)
Wie unterschiedlich wir die 60er Jahre in der Drogerie doch wahrgenommen haben! Und wie anders Karin meinen Vater gesehen hat. Was klar ist, da sie eine Erwachsene war und er ihr Chef. Trotzdem.
Das bringt mich zu der Frage: Was bedeutet eigentlich Realität?
Offenbar für jeden etwas anderes. Es kommt ganz auf die eigene Person, den persönlichen Blickwinkel und die Begleitumstände an, sowie auf die Auslegungen und Schlussfolgerungen. So bastelt sich jeder seine eigene Realität. Durch die Brille der Nostalgie betrachtet verklärt sich manches - und das ist heilsam.
Der Erinnerungsaustausch mit meiner "Drogerie-Karin" war genau aus diesem Grunde so bereichernd . Für uns beide. Und das ist er noch. Was für ein besonderes Wiedersehen. Was für eine besondere Freundschaft. Ich bin sehr dankbar dafür.
bummeliger August mit Blogparade
Wieder daheim wollte ich nun aber wirklich loslegen. Voller Energie habe ich mich den häuslichen Dingen gewidmet - nur halt nicht an meinem Schreibtisch. Der Laptop hatte inzwischen mächtig Staub angesetzt. Das gab es noch nie!
Trotzdem gaukelte ich weiter durch die lauen Lüfte des halben August, tat hier mal ein bisschen, tat da mal ein bisschen – bis mich der Newsletter der Blogexpertin Judith Peters - auch bekannt als Sympatexter - wachrüttelte. Sie rief zu einer Blogparade auf.
Was das ist? Mehrere Blogger schreiben zu einem bestimmten Thema einen Beitrag. Mehr als einhundert Themen standen zur Auswahl. Schon letztes Jahr hatte ich damit liebäugelt, daran teilzunehmen. Habe es dann aber doch gelassen.
Diesmal haben mich gleich zwei Themen sofort angesprochen. Ich musste also nur meinen inneren Schweinehund davon
überzeugen, den Staub vom Laptop zu pusten und mich an die Tastatur zu setzen. - Hab ich gemacht.
Zeige deinen Schreibtisch! lautete die Aufgabe von der Organisationsmentorin für kreative Chaotinnen, so beschreibt sich Alexandra Bohlmann auf ihrer Website selbst. Allein das überzeugte mich, endlich einmal mitzumachen. Es klang nach zwanglosem Spaß für zwischendurch. Und den hatte ich tatsächlich.
Meinen Schreibtisch zu zeigen, fiel mir nicht schwer, denn so aufgeräumt wie zu dem Zeitpunkt war er noch nie (und wird es wahrscheinlich auch nie wieder sein). Das hing damit zusammen, dass ich mein Herzensprojekt "Eulenstraße 81" gerade beendet und noch nicht meine anderen Schreibarbeiten wieder aufgenommen hatte.
Sobald ein Projekt beendet ist, muss ich erst einmal aufräumen und ausmisten. Denn alles, was auf dem Schreibtisch liegt, löst Assoziationen aus und tritt Gedankenketten los und ist somit ein prächtiges Ablenkungsmaterial. Darum muss er für eine neue Aufgabe "rein" sein.
Im August lagen da vorwiegend nur noch Dinge, die mich inspirieren oder schöne Erinnerungen auslösen.
Lediglich Band 7 "An der Quelle" steht dort quasi als Mahnmal. Denn mit dem letzten Band der Nicolae-Saga, der mir besonders am Herzen liegt, habe ich noch etwas vor. Er ist bisher zu kurz gekommen und das ist schade.
Viele unterschiedliche Geschichten sind beim Schreiben über meinen Schreibtisch herausgekommen. Ich war selbst ganz erstaunt, dass selbst die nebensächlichsten Dinge wie ein Bierdeckel aus Bukarst etwas zu erzählen hatten. Erst hinterher wurde mir bewusst, dass all diese Dinge im weitesten Sinne etwas mit der Nicolae -Saga zu tun haben.
Falls jetzt der eine oder andere neugierig geworden sein sollte: Hier geht's zu meinen Schreibtischgeschichten.
Ein herzliches Dankeschön an Judith Peters und Alexandra Bohlmann für den Schubs und Spaß, den sie mir gebracht haben. Denn durch diese Aktion habe ich wieder Lust bekommen, aktiver in meinem Blog zu werden.
Gartenarbeit im September
Anfang September rief der Garten - und zwar ziemlich laut! Warum? Die Nacktschnecken hatten während unserer zweiwöchigen Abwesenheit unserem Terrassenbeet den Garaus gemacht. Selbst dem Giersch waren sie zu Leibe gerückt und hatten eine trostlose Wüste hinterlassen.
Es blieb mir also gar nichts anderes übrig, als erst einmal zum Spaten zu greifen. Und wenn ich etwas anfange, ruhe ich nicht eher, als bis ich es zu Ende gebracht habe.
Ein Teilbereich ist fertig geworden, an dem ich mich die schönen Spätsommer- und Frühherbsttage noch erfreuen kann.
Aber das kennen Sie bestimmt auch: Wenn man einmal in einer Ecke angefangen hat, sieht man erst, was noch alles zu tun ist. Daher habe ich gleich weitergemacht und zwar in der schmuddeligsten Ecke des Gartens überhaupt, dort wo die Regentonnen stehen und die beiden Komposthaufen, die kolossal von Unkraut überwuchert waren. Zudem argwöhnte ich dort ein Nacktschneckenparadies, dem ich so gut es ging beikommen wollte. Doch Fehlanzeige! Bis auf einige wenige Eiablagen, die ich großzügig abgetragen habe, ließ sich dort keiner der schleimigen gefräßigen Blumenvernichter blicken.
Tagelang habe ich Erde in Mörtelkästen geschaufelt und von Wurzelwerk befreit. Einen Teil der bereinigten Komposterde habe ich aufs Land verteilt und zwischen die spärlichen Rasenpflanzen geharkt, die nach dem Vertikutieren noch übrig geblieben waren.
Doch zuvor musste ich rund um die Komposthaufen herum den Spaten ansetzen und ganze Unkrautbeete umgraben, bevor ich endlich neuen Rasensamen aussäen konnte. Das Wetter bei uns im Norden war uns hold und die warmen Spätsommertage haben die Samen noch zum Keimen gebracht. Für die nötige Feuchtigkeit hat der jüngst einziehende Herbst gesorgt.
Was mein Rücken zu der Aktion gesagt hat? So allerlei. Aber mit ein paar gezielten Dehnübungen und Faszientraining habe ich ihn bei Laune halten können. Fünf Tage lang von Morgens bis Abends und hintereinander weg, so viel hat er noch nie buckeln müssen.
Was mich besonders freut neben der Tatsache, dass ich der Schmuddelecke im Garten endlich Herr geworden bin?
Dass mein 62 Jahre alter Rücken stabiler ist als mit Anfang 20. Damals wäre ich schon nach einem Tag Gartenarbeit eine Woche lang kreuzlahm gewesen. Die regelmäßigen Fitness-Übungen zahlen sich also aus.
Neu im Blog: Was ich gerade lese
Schon lange schon hatte ich vor, in meinem Blog Bücher vorzustellen, die ich gerade lese bzw. gelesen habe.
Jetzt habe ich diesen Plan in die Tat umgesetzt.
Über die Hintergründe - warum wieso weshalb - habe ich eine Einleitung geschrieben: Neu im Blog
Und natürlich auch gleich die ersten Bücher vorgestellt:
- Ein Klassiker der englische Literatur: "Tess" von Thomas Hardy
- Ein englischer Thriller: "Die Chemie des Todes" von Simon Beckett
- Eine Novelle bzw. Hommage: "Good-bye Mr Chips" von James Hilton
- Ein angebliches Meisterwerk: "Mein Herz so weiß" von Javier Marias
- Science-Fiction/Dystopie: "Der Circle" von Dave Eggers
Meine ungewöhnliche Sommerlektüre
In meiner Bibliothek befinden sich hauptsächlich Klassiker der Weltliteratur, vorwiegend des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Diese dienten mir nicht nur als Recherche zur Nicolae-Saga, sondern sie begleiten mich bereits mein Leben lang. Ab und zu lese ich natürlich auch Zeitgenössisches. Sogar hin und wieder einen Thriller.
Worauf ich allerdings weniger Wert lege, ist die Literatur der Nachkriegszeit. Ich schätze, dass dies mit dem Schulunterricht zu tun hat, in dem wir - jedenfalls nach meiner Erinnerung - hauptsächlich solche Werke durchgenommen haben. Wie gerne hätte ich stattdessen Klassiker gelesen. Aber Faust & Co musste ich ganz allein erkunden. Ein Stapel Reklamhefte aus jener Zeit ist immer noch vorhanden.
Umso verblüffender ist es, dass ich inzwischen freiwillig zur Nachkriegsliteratur zurückgekehrt bin - wenn auch eher durch Zufall. Wie es dazu kam, erfahren Sie gleich. Alles fing nämlich mit einem "Duell" an ...
Das Duell: Die Geschichte von Grass und REich-Ranicki
Dieses Buch habe ich von einer Freundin "geerbt", die ihre Bibliothek hat auflösen müssen. Ich selbst hätte es mir bestimmt nicht gekauft, denn weder mit Günter Grass noch mit dem Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki hatte ich je viel am Hut.
Aber diese Geschichte einer "Feind-Freundschaft" fand ich absolut faszinierend.
Grandios rollt Volker Weidermann die außergewöhnliche Bindung der beiden auf, beginnend mit deren Biografien, die unterschiedlicher - und damit brisanter! - nicht sein könnten. Was beide dennoch vereint? Die Leidenschaft zur Literatur sowie ihr Schweigen über ihre politische Vergangenheit.
Der Autor verschafft dem Leser intensive Einblicke in diese heikle Beziehung, denn Reich-Ranicki schreibt in schönster Regelmäßigkeit brutale Verrisse der Grass’schen Romane. Man könnte sagen, es handelt sich um eine dramatische Literaturehe, in denen regelmäßig die Fetzen fliegen.
Doch die negativen Rezensionen und Buchbesprechungen im Literarischen Quartett können Grass nichts anhaben. Er steigt zum bedeutendsten Nachkriegsautoren Deutschlands auf.
Mehr dazu demnächst auf: Was ich gerade lese
"Mein LEben" von Marcel Reich-Ranicki
Wie gut, dass ich auch noch die Autobiografie von Marcel Reich-Ranicki liegen hatte (ebenfalls ein Erbstück). Vielleicht hätte ich sie gar nicht gelesen, aber nun war ich äußerst interessiert.
Es ist immer besser, jemanden selbst zu Wort kommen zu lassen, über den man vorher nur aus zweiter Hand etwas gehört hat. Das rückt so manches Bild in ein anderes Licht.
Ich muss zugeben, dass ich zunächst eher skeptisch war, etwas vom Literaturpapst selbst Verfasstes zu lesen - und war zu meinem eigenen Erstaunen begeistert!
Zunächst einmal wegen seines wunderbar klaren und gut verständlichen Schreibstils. Dann wegen seiner unaufgeregten und selbsthinterfragenden Erzählweise.
Selbst in seiner Schilderung des Warschauer Ghettos, das er als einer der wenigen überlebte, hebt er weder den anklagenden Zeigefinger noch drückt er auf die Tränendrüse; er erzählt schlicht und ergreifend seine Geschichte als Zeuge und Opfer jener grausamen und menschenverachtenden Zeit.
Sogar das befürchtete und für Autobiografien so typische übermäßige Name-dropping blieb aus. Natürlich hat er seine späteren Weggefährten und all die großen Namen der Literaturwelt angeführt, schließlich hatten viele dieser Begegnungen Auswirkungen auf seine Berufslaufbahn; aber angenehm sachlich und unaufdringlich.
Obendrein hat er mich dazu inspiriert, die von ihm zitierten Bücher, die seit vielen Jahren in meinem Bücherregal stehen, nochmals zu lesen. Und das sind genau jene aus der Nachkriegszeit.
Mehr dazu demnächst auf: Was ich gerade lese
Günter Grass: Die Blechtrommel
Grotesk, widerlich, abartig – und doch so genial!
Das Buch ist wie eine Dampfwalze über mich hinweggerollt und hat mich befremdet bis verstört zurückgelassen - wie damals die Schlöndorff-Verfilmung aus dem Jahre 1979 mit David Bennent in der Hauptrolle des Oskar Matzerath. Das hat aber weniger mit den darin geschilderten Gräueln der NS-Zeit zu tun als mit den vielen grotesken Szenen und einer unterschwellig gruseligen Atmosphäre.
Wie das Buch vom Fischerverlag in Kleinschrift von 1965 in meinen Bücherschrank geraten ist, weiß ich nicht mehr. Und ob Die Blechtrommel Pflichtlektüre im Deutschunterricht war, daran kann ich mich beim besten Willen auch nicht erinnern. Falls ja, habe ich sie nicht gelesen.
Überhaupt habe ich Günter Grass erst spät für mich entdeckt. Grundsätzlich bin ich skeptisch bei hochgejubelten und mit Literaturpreisen überhäuften Literaten.
Neugierig auf das 1958 erschienene Grass’sche Meisterwerk bin ich erst durch die vernichtende Kritik von Marcel Reich-Ranicki geworden, dessen Autobiografie (siehe oben) ich kurz zuvor gelesen hatte. Da hat es ein hoch angesehener Literaturkritiker doch tatsächlich gewagt, gegen den Strom zu schwimmen. Seine anfängliche Kritik hat er später allerdings revidiert, da sich die Blechtrommel zwischenzeitlich zum meist gelesenen Buch der Nachkriegsliteratur entwickelt hatte.
Was genau mich an der Blechtrommel fasziniert bzw. abstößt, erfahren Sie demnächst in: "Was ich gerade lese".
NEu entdeckt: Naturpark Aukrug
Ganz in unserer Nähe und noch nie dagewesen: der Naturpark Aukrug.
An einem der herrlichen Sommertage hatten wir Lust, mal wieder eine kleine Wanderung mit der Komoot-App zu machen. Aber waldig sollte es sein, wegen der zu gut meinenden Sonne.
Also suchten wir uns eine Wanderroute aus, die uns durch alte Mischwälder zu idyllisch gelegenen Teichen und Seen führte. Ein himmlische Stille lag über diesen. Nur ab und zu hörte man das leise Quaken von Fröschen. Libellen zischten über das Wasser und sonnten sich auf langsam sich in den lauen Lüften wiegenden Gräsern. Ansonsten keine Seele weit und breit.
Unser Picknick haben wir in einem Ruheforst gemacht, in einem Ring aus Findlingen mit Blick auf einen See. Eine unfassbar friedliche sommerliche Stille herrschte dort. Selbst die Vögel zwitscherten eher verhalten, um die Totenruhe nicht zu stören.
Kurz darauf kamen wir durch einen Abschnitt mit verschiedenen verstreuten Waldhütten, die malerisch eingebettet in der Landschaft lagen. So manche schien aus einem Märchenland zu stammen, rundgemauert und mit Efeu überwuchert. Wer dort wohl mal gehaust hat?
Schließlich stießen wir auf einen alten Handelsweg - die Lübsche Trade -, die im Mittelalter die Hansestadt Lübeck mit Dithmarschen in Schleswig-Holstein verband. Schau an, auf so alten Spuren sind wir also gewandert!
Die Waldwanderung war purer Balsam für die Seele. Das viele Grün hat zudem meinen Augen gut getan.
Toll, dass man immer wieder etwas Neues in der unmittelbaren Umgebung kennenlernen kann.
Kulturelles
- Fotoausstellung: Watch! Watch! Watch! - Henri Cartier-Bresson im Bucerius Kunstforum Hamburg
- Afrikanische Skulpturenausstellung (Steinbildhauerei) in der Galerie Cavissamba in Haselau
- Camera Osbscura Fotoausstellung: Weite Nähe von Tim Rädisch in Wedel
Fotoausstellung: Watch! Watch! Watch!
Über 240 Fotografien von Henri Cartier-Bresson (1908 - 2004) waren im Hamburger Bucerius-Kunstforum zu sehen.
Der berühmte französischer Fotograf, der unter anderem fürs Life Magazine arbeitete, hat unfassbar viele wichtige Ereignisse des 20. Jahrhunderts in Bildern festgehalten. Allerdings auf seine ganz besondere Weise.
So sollte er 1937 über die Krönung von George VI. in England berichten. Doch was tat der gute Henri? Statt den neuen König von England zu fotografieren, hat er die Linse auf das jubelnde Volk gehalten. Dabei sind köstlich-komische Bilder entstanden. Zum Beispiel das einer für die Feierlichkeit herausgeputzten alten Dame, die sich von zwei Männern - darunter einer in Uniform - auf deren Schultern heben ließ, um über die Köpfe der Zuschauer hinweg einen besseren Blick auf die Zeremonie zu haben. Wunderbar schrullig und very british. Mit diesem Foto wurde die Ausstellung denn auch beworben.
Letztes Jahr ist dazu ein Fotoband herausgekommen mit dem Titel: The Other Coronation. Englischer Humor halt.
Steinskulpturen in der Galerie Cavissamba
Der Galeriegarten Cavissamba von Leni Rieke war wie gemacht für die Ausstellung afrikanischer Skultpuren, wo sie ihre Spiritualität voll entfalten konnten. Ganz natürlich fügten sich die Steinskulpturen in den idyllischen Garten rund um den Gartenteich mit Ausblick auf Wiesen und Weiden. Sie wollten entdeckt und vor allem berührt werden. Die Ästhetik dieser Kunstobjekte begreift man im wahrsten Sinne des Wortes nur, wenn man die Formen und den Kontrast zwischen rohem und polierten Stein mit den Fingerkuppen nachspürt.
Als Besonderheit fanden Workshops zur Steinbildhauerei statt unter Anleitung des aus Zimbabwe stammenden Künstlers Goodson Mlera. Es war faszinierend zuzuschauen, wie aus einem Rohling Serpentinitstein mit viel Geduld und in vielen Arbeitsschritten Kunstwerke entstehen. Hammer und Meißel kamen zuerst zum Einsatz, dann der Feinschliff mit Sandpapier und schließlich das Finish mit Wachs und Brenner.
Eine kleine Skulptur ziert jetzt unsere Kaminumrandung.
Fotoausstellung: Weite Nähe
Dem Fotografen Tim Rädisch geht es um die Ästhetik der Unschärfe. Sein bevorzugtes Arbeitsmittel ist daher die Camera Obscura - eine Lochkamera.
Seine Fotografien erzählen Geschichten und enthüllen Verborgenes. Was genau, liegt im Auge des Betrachters. Es lässt sich eben viel hineindeuten in diese gewollte Unschärfe. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
Umso interessanter ist dann, die Entstehungsgeschichte - das Wann, Wo und Wie - zu den einzelnen Werken erfahren, die der Künstler mit viel Begeisterung und bildmalerischen Worten zu vermitteln weiß.
Sein besonderes Merkmal sind neben maritimen und mediterranen Motiven immer wieder faszinierende Porträts. Denn diese sind eigentlich unmöglich mit einer Lochkamera anzufertigen. Genau das hat den Künstler gekitzelt. Er hat die Herausforderung angenommen und bewiesen, dass es doch geht.
Seine Werke sind zurzeit in verschiedenen Ausstellungen zu sehen. Eine Führung sollte man sich nicht entgehen lassen!
> Rückblick aufs 2. Quartal 2024 - falls Sie ihn verpasst haben sollten ;-)
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