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Rückblick April/Mai: Reisebericht Rumänien Teil 2

rückblick April/Mai 2023: Am Schauplatz der Nicolae-Saga

Castel Bran alias Törzburg alias "Dracula-Schloss"

Nachdem Sie in Teil 1 meines Rumänien-Reiseberichts einen kurzen Einblick in die Hauptstadt Bukarest erhalten haben, nehme ich Sie heute mit in das ursprüngliche "rumänische Land" - in die Walachei. Diese teilt sich in die große Walachei (Muntenia), zwischen Südkarpaten und Donau gelegen, und weiter westwärts in die kleine Walachei (Oltenia) benannt nach dem abgrenzenden Fluss Olt.

Eine Übersicht zur geografischen Lage erhalten Sie auf der Seite Allgemeines über Rumänien in meiner "Schatzkiste".

 

Übrigens: Ich empfehle das Anschauen am großen Bildschirm. Die Smartphone-Ansicht ist nur der halbe Genuss.

Reisebericht Rumänien 2023 Teil 2

Wir können es kaum erwarten, mit unserem Dream-Team Alina und Gabriel von Authentic Romania erneut auf Tour zu gehen. Es ist bereits das vierte Mal, dass wir zusammen ihr wundervolles Land bereisen. Sie zeigen uns das wahre Rumänien, ganz individuell nach meinen Wünschen geplant und trotzdem jedes Mal voller Überraschungen. Als wir das allererste Mal zusammen auf Tour waren, hatten wir bereits am ersten Abend das Gefühl, mit Freunden unterwegs zu sein. Insofern freuen wir uns riesig auf das Wiedersehen nach vier Jahren Zwangspause.

Naturpark und Kloster Comana

Zunächst führt uns unser Weg in den Süden des Landes zum Festungskloster Comana. Es fehlt noch auf meiner Liste der Wirkungsstätten von Vlad III., genannt Ҭepeş - der Pfähler. Auf der Klosterinsel Snagov nördlich von Bukarest, wo angeblich seine sterblichen Überreste liegen, waren wir bereits zweimal; auch auf der Festung Poienari, die inzwischen wegen eines Erdrutsches nicht mehr zugänglich ist. Und natürlich haben wir den Fürstenhof der früheren Hauptstadt Târgovişte besichtigt, wo Vlad III. residierte, bevor er Bukarest zur weiteren Residenzstadt und 1459 zur Hauptstadt der Walachei erklärte.

 

Das 1461 von ihm gegründete Kloster befindet sich nur wenige Kilometer von der Donau entfernt und liegt zudem nahe des ehemaligen Handelsweges zwischen Bukarest und der Hafenstadt Giurgiu. Da die Schlachten während der Türkenkriege mehrheitlich in dieser Region stattfanden und Vlad III.  ganz in der Nähe fiel, ist es viel wahrscheinlicher, dass hier seine Gebeine verwahrt liegen. Aber sicher weiß es keiner. Die Historiker streiten sich – wie so oft.

Immerhin will man bei Ausgrabungen in den 70er Jahren um das Kirchenvorschiff, wo üblicherweise die Gründer der Klöster begraben liegen, Überreste eines geköpften Mannes gefunden haben. (Wer meine Nicolae-Saga kennt, weiß, dass der Kopf Vlads III. dem Sultan gebracht wurde als Beweis seines Todes - und auch was hinterher damit geschah.) Eine Beschriftung wurde an der Grabstätte nicht gefunden, lediglich Münzen aus Vlads Zeit.

Nach seinem Tod verfiel das Kloster und wurde erst 1589 von Fürst Radu Şerban wieder neu aufgebaut. In den folgenden Jahrhunderten wurde es immer wieder restauriert. Von seiner ursprünglichen Form ist daher nichts mehr zu erkennen.

Trotzdem ist das Kloster sehenswert und schildert anschaulich die Historie Rumäniens. Natürlich ist die Geschichte Vlad III. im Besonderen dokumentiert. Am Fuße seiner Büste liegen Blumen.

 

Um das Kloster Comana erstreckt sich ein weitläufiger Naturpark. In dem Feuchtgebiet finden sich mehr als 200 Pflanzenarten, von denen 40 unter Naturschutz stehen, darunter die Pfingstrose. 141 Vogelarten gibt es hier zu beobachten sowie besondere Fischarten, Amphibien und Reptilien.

Der Naturpark ist touristisch erschlossen und darf zu Fuß oder per Fahrrad erkundet werden. Wir haben leider nur Zeit für einen kurzen Blick, denn wir wollen zurück in die Berge.

Die Schlammvulkane von Berca

Auf unserer RO-Reise 2019 haben sie mich derart fasziniert, dass ich sie unbedingt wiedersehen wollte – die Schlammvulkane von Berca in der Karpatenregion Buzău. Dieses landschaftliche Gebiet rund um die blubbernden Pfützen, zerklüfteten Erdformationen und Elefantenhautböden wirkt wie ein Ausflug auf den Mond.

Erstaunlich, wie sehr alles in Wandlung ist. Diesmal treffen wir die Schlammvulkane wesentlich weniger aktiv an. Auch können wir nur mit allergrößter Vorsicht an sie herantreten, denn der Untergrund ist durch die vorangegangenen Regenfälle extrem rutschig. Das sollen wir auch noch auf einigen unserer Wanderungen erfahren!

 

Ausführlichere Information und weitere faszinierende Fotos von den Schlammvulkanen finden Sie in meinem Beitrag zum Rumänienadventskalender 2019.

Conacul Grigorescu

Unseren ersten Reisetag beenden wir in einer meiner Lieblingsunterkünfte – im Conacul Grigorescu. Dieses hatten wir 2019 kennengelernt. Damals gerade eröffnet, musste es während der Corona-Zeit wieder schließen. Was habe ich gehofft, dass sie die Zeit irgendwie überstehen!

Nicht nur das. Sie haben diese genutzt und die Schaufel in die Hand genommen, um ihr schönes Areal auszubauen. Weitere Gästehäuser sind entstanden – bis ins letzte Detail im typisch walachischen Stil mit modernem Touch.

Um das ursprüngliche Herrenhaus von 1930 ist ein kleines Paradies entstanden mit Gartenpavillon, Sommerküche, Orangerie, Terrasse, Außenpool und Poolbar, Kinderspielplatz, Obstgarten und Minifarm. Mehr geht nicht!

Unfassbar, was Juranda und Thorsten (ein rumänisch-deutsches Ehepaar) in der kurzen Zeit erschaffen haben. Natürlich hatten sie viele fleißige Helfer wie Nachbarn und Freunde. Einige davon haben jetzt dauerhaft Beschäftigung in ihrem Hotel- und Restaurantbetrieb gefunden.

Ein sehr erfreuliches Beispiel dafür, wie Traditionelles mit modernen Ansprüchen kombiniert werden kann und zur wirtschaftlichen Stärkung der Region beiträgt.

 

Es ist auch diesmal wieder ein Hochgenuss bei Juranda und Thorsten zu speisen und zu nächtigen. Es geht ihnen um ein nachhaltiges Lebenskonzept. Und so verwenden sie nur frische Produkte aus der Region oder aus eigenem Anbau.

In dem angeschlossenen Hofladen hätte es so manche Köstlichkeit als Mitbringsel gegeben. Da wir aber nur mit Handgepäck reisen, können wir leider nichts mitnehmen. Schade. Das nächste Mal!

Trovanti - Wachsende STeine

In derselben Region befindet sich ein Flecken namens Ulmeţ mit äußerst bizarren Steinformationen – die sogenannten trovanţi, auch wachsende Steine genannt, wie Alina uns erzählt. Man schätzt ihr Alter auf 6,5 Millionen Jahre.

Das Phänomen konnte kein Geologe bisher eindeutig klären. Wozu auch? Es sind schlicht Wunderwerke der Natur.

Wie Mini-Ufos liegen sie mitten in die Landschaft gestreut. Manche sehen auch aus wie versteinerte Pilze oder wie alte Frauen - babele. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

An einer Stelle scheinen die alten Griechen ihre steinernen Säulen einfach in dem rumänischen Wald entsorgt zu haben. Da liegen sie nun mitten im Weg. Fast könnte man meinen, es wären gefällte Baumstämme, die irgendwann versteinert sind. 

Es gibt auch ein Hinweisschild auf einen Wal und Delphin. Allerdings fehlt uns dazu die nötige Vorstellungskraft.

Ialomita - inmitten des Bucegi-Gebirges

Auf unserem Programm steht die Besichtigung der Ialomiţa Höhle mit gleichnamigen Kloster, das direkt vor den Höhleneingang gebaut ist – beides auf ca. 1660 m Höhe im Bucegi-Gebirge der Südkarpaten. Dieses Gebiet liegt ziemlich nah am Schauplatz der Nicolae-Saga. Irgendwo in diesen Gefilden habe ich das fiktive Karpatenschloss bzw. “Höhennest“ der da Larucs verortet.

Aber Ende April liegt dort dieses Jahr noch alles voller Schnee! Die beiden Gebirgsstraßen um den Bolboci-Stausee sind wegen herabgerutschter Schneefelder blockiert. Also versucht Gabriel es über die Transbucegi, aber auch diese ist gesperrt. Er fährt durch die Absprerrung – und nicht nur er! –, so weit es eben geht.

Eben noch Frühling, landen wir nun wieder mitten im Winter. Dort, wo die Hänge zum Teil von Schnee befreit sind, sprießen Tausende von Krokusse aus den noch welken Wiesen.

Unsere nächste Unterkunft nehmen wir in dem bekannten Wintersportort Buşteni im Prahovatal. Die Vila Leonida liegt am Hang mit herrlichem Blick auf das Bucegi-Gebirge. Auch dort werden wir kulinarisch verwöhnt und genießen den wunderbaren Ausblick auf die noch verschneite Bergwelt.

Wanderung im Bucegi-Gebirge

Eigentlich wollen wir von Buşteni mit der Seilbahn zu der berühmten rumänischen Sphinx hochfahren. Sie befindet sich auf über 2.200 Meter Höhe mitten im Bucegi-Gebirge und soll eine erstaunliche Ähnlichkeit mit der Sphinx von Gizeh aufweisen. Die 8 Meter hohe und 12 Meter breite legendäre Felsformation steht eng im Zusammenhang mit dem Zalmoxis-Kult der Daker. Genau das hat mein Interesse geweckt.

 

Am Morgen ist jedoch Sturm aufgekommen, die Gondel fährt nicht. Schade.

Macht ja nix, denn heute steht ohnehin unsere erste größere Wanderung auf dem Plan: vier bis fünf Stunden, mittlerer Schwierigkeitsgrad – so heißt es. Hm, nun ja … das mag bei normalen Witterungsbedingungen zutreffen. Wir aber sind zur Schneeschmelze unterwegs. Das macht die Sache etwas komplizierter, vor allem rutschiger!

 

Der Aufstieg durch einen lichten Mischwald geht sich problemlos an, hier herrscht eine märchenhafte Stille. Als wir an die Schneegrenze gelangen, legen wir eine Bananenpause ein. Die Stärkung tut not, denn der weiterführende Weg durch den bereits sehr weichen Schnee erfordert viel Aufmerksamkeit und ist recht anstrengend.

Etliche Stellen des gut ausgeschilderten Wanderwegs sind von herabgerutschten Schneebrettern verschüttet. Da aber menschliche Spuren uns anzeigen, dass er trotzdem begehbar ist, schreiten wir mutig voran. Es ist allerdings dringend geboten, genau in die Stapfen des Vorgängers zu treten, denn nur wenige Zentimeter daneben, sinkt man bereits bis zum Knie ein.

Über 1000 Höhenmeter haben wir nicht mehr jungen und wenig trainierten Flachländer zu bewältigen. Belohnt werden wir mit einem sensationellen Blick auf die Gipfel des umliegenden Bucegi-Gebirges.

 

Unser Ziel ist die Cabana Malaieşti, eine beliebte Hütte für Wanderer, die hier auch übernachten können. Nur unsere Schritte im Schnee sind zu hören - und unser Keuchen. Der Wald unter uns schweigt, die hohen Gipfel wachen über uns, menschliches Dasein scheint so gut wie ausgeschlossen.

Was für ein erhebender Moment, als endlich die Hütte in Sicht kommt!  

Dort stärken wir uns mit einer ciorba de legume, einer Gemüsesuppe, und wärmen uns am Ofen. Sämtliche Lebensmittel werden hier zu Fuß heraufgebracht. Nicht einmal eine Lastenseilbahn steht den Hüttenbetreibern zur Verfügung. Da weiß man das warme Süppchen gleich doppelt zu schätzen.

 

Der Abstieg gestaltet sich – jedenfalls für mich – wesentlich schwieriger. Trotz festen Auftretens bin ich nur noch am Schlittern. Das starke Gefälle tut sein Übriges dazu. Zwei Knüppel, die mir Alina unterwegs sucht, helfen mir dabei, ein wenig Stabilität zu finden. Trotzdem bin ich beim Abstieg immer hintenan. Dafür komme zumindest ich nicht zu Fall!

Ich bin froh, als wir alle drei heil unten ankommen. Trotz der Hürden und der Anstrengung war es ein wunderbares Naturerlebnis mit einmaligen Eindrücken.

Bran

Zu unserer großen Überraschung fahren wir nach Bran, wo unsere nächste Unterkunft auf uns wartet. Wir halten vor einer harmlos wirkenden Pension, die einen wunderbaren Blick auf die berühmte „Dracula-Burg“ bietet.

Ob der walachische Fürst Vlad III. dort jemals seinen Fuß hineinsetzte, darf bezweifelt werden. Aber es bietet sich rein optisch hervorragend für eine „Dracula-Kulisse“ an. Gönnen wir den Leuten ihren Spaß und der rumänischen Tourismusindustrie die paar Kröten.

Das Treppenhaus unserer Herberge lässt mich schmunzeln. Aber als wir unsere Hotelzimmertür öffnen, verschlägt es mir regelrecht die Sprache. Wir sind im „Dracula-Zimmer“ untergebracht! Man könnte es als Touristen-Kitsch abtun. Aber dieses Boutique-Hotel mit seinen unterschiedlichen Themen-Zimmern ist mit so viel Liebe zum Detail eingerichtet, dass es eine wahre Freude ist, sich darin umzusehen. Und zum Wohlfühlen ist es auch. Es gibt so viel zu entdecken: allein die Schnitzereien in der Holzbank am Fußende unseres Bettes! Ganz zu schweigen von dem Vampir-Emblem über dem Kopfende und dem Triskele-Symbol an der gegenüberliegenden Wand.

Darüber hinaus: superfreundliche Servicekräfte und alles picobello! Und das Abendessen im Haus nebenan: ein Hochgenuss. Das reinste Verwöhn-Programm, nicht nur für Dracula-Fans.

 

Gabriel überrascht uns mit einem typischen Bran-Souvenir. Selbst hätte ich es mir bestimmt nicht gekauft. Aber jetzt, zu Hause, freue ich mich darüber und muss jedes Mal schmunzeln, wenn mein Blick darauf fällt. Ja, es ist ein Flaschenöffner mit Castel Bran und Vlad Ҭepeş und den Nationalfarben. Ein bisschen Kitsch muss hin und wieder sein.

Wir beginnen den Tag mit einem Rundgang durch den idyllisch gelegenen Gebirgsort Bran. Die ersten Busladungen treffen ein, aber noch kann man überall gemütlich längsschlendern.

Einen hübschen kleinen Park gibt es hier sowie ein Museum, welches die Originalhinterlassenschaften des Königspaars Ferdinand und Maria von Rumänien beherbergt.

Und eben die entzückende vom Deutschen Orden gegründete Ritterburg. Jahrhunderte lang diente sie als Zollamt, später wurde sie von der Stadt Braşov Königin Maria geschenkt, die es zu ihrem Lustschlösschen umfunktionierte.

An der Passstraße, die hier durch die Südkarpaten führt und die Walachei mit Transsilvanien verbindet, verlief einst die Grenze, bevor das Königreich Rumänien 1918 mit Transsilvanien vereinigt wurde. Überreste der Mauer sind noch erkennbar.

Ein Klick auf die Fotos und Sie erfahren noch ein bisschen mehr.


Weiter geht's mit unserer Tour im nächsten Blogbeitrag.

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