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Rückblick April/Mai: Reisebericht Rumänien Teil 1

rückblick April/Mai 2023: Am Schauplatz der Nicolae-Saga

Autorin Aurelia L. Porter im Hanu Berarilor-Oprea Soare in Bukarest - Hotel und Restaurant im neorumänischem Stil

Wegen allerlei Turbulenzen privater Natur, einer Reise zum Handlungsort der Nicolae-Saga und anschließender Krankheit bin ich sowohl mit meinen Blogbeiträgen als auch mit den Monatsrückblicken kolossal in Rückstand geraten.

Auch sämtliche andere Arbeiten wie die Übersetzung von Band 1 ins Englische und der Seitenaufbau meiner „Schatzkiste“ mussten notgedrungen ruhen. Nach über sieben Wochen nehme ich jetzt nach und nach die Fäden wieder auf.

Reisebericht Rumänien 2023 Teil 1

Der April stand ganz im Fokus unserer Rumänienreise. Nach 4 Jahren Abstinenz packte mich die Sehnsucht nach der zweiten Heimat meines Titelhelden Nicolae. Diesmal sollte es von Bukarest westwärts entlang der Südkarpaten durch die große und kleine Walachei (Muntenia und Oltenia) bis nach Timişoara (Banat) gehen, der diesjährigen Kulturhauptstadt.

 

Heute – einen Monat seit unserer Rückkehr – habe ich den Reisebericht fertig bekommen. Es hat Spaß gemacht, die abwechslungsreiche Tour durch das schöne Karpatenland noch einmal Revue passieren zu lassen und die passenden Fotos für die Texte herauszusuchen.

 

Üblicherweise erstelle ich meine Rumänien-Reiseberichte im PDF-Format zum Downloaden auf der Unterseite Handlungsorte. Doch nun kam mir der Gedanke, dass dieser als Blogbeitrag mir sehr viel mehr Möglichkeiten bietet. Allein das Fotomaterial ist hier größer und umfangreicher darstellbar. Deshalb werde ich mich erstmals daran versuchen.

 

Die gesamte Tour werde ich in mehrere Beiträge aufteilen. Es würde sonst den Rahmen sprengen und Ihre Lesezeit zu sehr strapazieren. Kleine Häppchen sind doch auch viel bekömmlicher, nicht wahr?

Ach ja, und wenn's geht, bitte am großen Bildschirm anschauen. Auf dem Smartphone gehen die Eindrücke verloren.

 

Folgen Sie mir zunächst für einen kurzen Moment in die Metropole Rumäniens, nach Bukarest ...

Ankunft in Bukarest

Gleich nach dem orthodoxen Osterfest starten wir und treffen am 16. April in Bukarest ein. Die Metropole empfängt uns mit Regen. Sehr viel Regen. Und da die Bukarester sich zudem noch von den Osterfeierlichkeiten ausruhen, sind die sonst so belebten Straßen der Altstadt wie ausgestorben. So haben wir sie noch nie angetroffen.

 

Interessant finden wir die Schlechtwetterlösungen der Restaurants.

 

Selbst das sonst so viel frequentierte Hanu' lui Manuc liegt verwaist. Zum ersten Mal – das Laub der Bäume beginnt sich gerade erst zu entfalten – kann ich die wundervolle Holzkonstruktion der ehemaligen Karawanserei und den typisch rumänischen Baustil mit seinen umlaufenden säulengestützten Veranden und Bögen in seiner ganzen Pracht bewundern.

 

Der alte Fürstenhof steht leider noch „under construction“. Durch ein Loch im Bauzaun kann man erkennen, dass sich seit 2019 nicht viel getan hat, obwohl dieses wichtige Wahrzeichen im historischen Kern der Stadt Ende 2022 fertiggestellt sein sollte. Man hat lediglich Steine gestapelt und dear old Vlad – die Büste des Fürsten Vlad III. Ҭepeş (der Pfähler) – anständig verhüllt, damit er keinen Schaden nimmt.

 

Als Hunger sich bemerkbar macht, schlagen wir den Weg Richtung Hanu Berarilor, Oprea Soare ein – unsere frühere Unterkunft in Bukarest mit großem Gartenrestaurant und gemütlichen Speiseräumen, nur 5 Minuten vom historischen Zentrum entfernt. Ursprünglich war es ein conac - ein Herrenhaus, das 1914 im neu-rumänischen Stil erbaut wurde. Typisch hierfür sind der Säulenvorbau sowie die Steinmetzarbeiten an Ballustrade und Türumrandung.

2019 wurde das Hotel grundlegend renoviert, sodass wir bereits bei unserem letzten Aufenthalt in Bukarest im legendären Hotel Capitol abgestiegen sind. Dort haben wir uns auch diesmal wieder einquartiert.

 

Alles am Capitol, erbaut 1901, trägt den Charme der Bukarester Glanzzeiten zwischen den beiden Weltkriegen – interbellic genannt. Das Flair der 20er und 30er Jahre hängt noch in dem schönen Interieur des Hotelrestaurants, Fotoaufnahmen in den Gängen zeugen von der Attraktivität und Lebendigkeit der Stadt, die damals "Klein-Paris" genannt wurde.

Das Haus hat eine angenehme Atmosphäre, befindet sich mitten im historischen Zentrum in der Calea Victoriei direkt gegenüber dem berühmten Café Capşa, wo einst bekannte Künstler und Literaten sich die Klinke in die Hand gaben, und verfügt über eine gute Restaurantküche. Was will man mehr?

 

Im Hanu Berarilor hingegen geht es etwas zünftiger zu. Jede Rumänientour beginne ich mit dem traditionellen rumänischen Gericht: sarmale (Krautwickel) und mămăligă (Polenta) sowie einem Hausbier (alternativ Ursus); als Nachtisch papanaşi (eine Art Quarkkrapfen mit Heidelbeerkompott und saurer Sahne). Soo soo lecker!

 

Anderntags machen wir uns auf den Weg zum Feuerturm von Bukarest am Bulevardul Ferdinand. Es gibt sogar einen Wegweiser zu diesem in Vergessenheit geratenen Baudenkmal. Denn das höchste Gebäude der Umgebung ist er spätestens seit Ceauşescus Gigantomanie nicht mehr.

2022 wurde er jedoch von Catalin Dorian Florescu aus seinem Dornröschenschlaf geweckt, denn dessen neuester Roman handelt von diesem einst bedeutenden Bauwerk.

Es ist die Geschichte einer Familie, die Generationen von Feuerwehrleuten gestellt und den Bau des Feuerturms (1892) miterlebt hat. Gleichzeitig erzählt er die Geschichte Bukarests im Wandel turbulenter Zeiten.

 

Klar, dass ich nach der Lektüre den Feuerturm nun „in echt“ sehen will, oder?

Aber ach, auch dieser ist umzäunt und wird saniert. Normalerweise beherbergt er das Feuerwehrmuseum und ich hatte die leise Hoffnung, auf einige Namen und Fotografien der Romanhelden zu stoßen. Also später dann einmal.

 

Überhaupt treffen wir auf unseren Wegen durch die Stadt auf viele Baustellen. Eine schöne Lösung – so finden wir – ist die Verhüllung der Bauwerke, auf der das historische Gebäude abgebildet ist, sodass man zumindest eine Ahnung davon bekommt, was sich dahinter verbirgt.

 

Zum Vormittag hin wird das Wetter immer sonniger und wärmer, sodass es uns in den Cişmigiu-Park zieht - dem größten und ältesten Park im Zentrum Bukarests. Hier wird alles für die beginnende Saison vorbereitet. Das Wasser des Sees ist abgelassen, er wird gereinigt. Auch die unfassbar vielen Parkbänke werden gestrichen. Die Bukarester lieben ihre Parks, das ist unverkennbar.

Natürlich muss ich wieder das Poeten-Rondell aufsuchen, um meine Lieblingsdichter Eminescu und Caragiale zu begrüßen – und abzulichten. Beide finden mehr als bloß Erwähnung in der Nicolae-Saga. Nicht nur weil ihre Werke mich begeistern, sondern vor allem weil ihre Lebensgeschichten eng mit der Historie Rumäniens verknüpft sind.

 

Kein Aufenthalt in Bukarest ohne einen Besuch meiner Lieblingsbuchhandlung Cărtureşti Carusel in der Strada Lipscani – für mich die schönste Buchhandlung der Welt.

Jedes Mal bin ich von Neuem von dieser hellen, freundlichen Architektur fasziniert: säulengestützte geschwungene Geländer und Wendeltreppen über fünf lichtdurchflutete Etagen! Wer mag hier nicht genüsslich stöbern?

Erbaut wurde das auch von außen sehenswerte Gebäude Mitte des 19. Jahrhunderts im neoklassizistischen Stil. (Damals legte man noch Wert auf Schönheit und Ästhetik, darum liebe ich diese Epoche so sehr.)

Egal, zu welcher Uhrzeit wir die Buchhandlung bisher betreten haben, es waren immer lesehungrige Bücherfreunde zugegen, und zwar zumeist junge. Wie erfreulich!

Ein Klick auf die Fotos und Sie erfahren noch ein bisschen mehr.


Unsere Tour durch die Walachei entlang der Südkarpaten bis nach Timisoara im Banat beginnt im nächsten Blogbeitrag. Bleiben Sie dran!