· 

Jubiläum! Die Geburtsstunde der Nicolae-Saga

Jubiläum! Die Geburtsstunde der Nicolae-SAga

Jubiläum! Die Geburtsstunde der Nicolae-Saga - Ein Rückblick

Vor 15 Jahren, am 13. April 2010, hat Band 1 der Nicolae-Saga das Licht der Öffentlichkeit erblickt.

Kaum zu fassen, dass es schon so lange her sein soll.

 

Aber ja, im Rückblick sind es gleich mehrere Leben, die in jener Zeit stattgefunden haben - nämlich nicht nur mein eigenes und das meiner Familie, sondern auch das meiner Romanfamilie. Und so darf ich als Autorin auf besonders viele Ereignisse und Begegnungen zurückblicken.

 

Wenn ich in mein Archiv schaue, erwartet mich dort eine Fülle an Themen, sodass ich gar nicht weiß, womit ich beginnen soll. Deshalb werde ich ein Päckchen nach dem anderen daraus hervorholen und zu kleinen verdaulichen Häppchen für diesen Blog verarbeiten: Eine Rückschau auf das Startjahr der Nicolae-Saga und 20 Jahre Autorendasein.

Die Entstehung der Nicolae-Saga

Es ist wohl eine der am häufigsten gestellten Fragen an Autoren: Wie hast du zum Schreiben gefunden?

(Lesen Sie dazu auch meinen Blogbeitrag Typische Fragen an Autoren Teil 1)

Viele Autoren haben dann eine tolle Story parat oder erzählen zumindest von einem Schlüsselerlebnis. Die gängigste Antwort aber lautet, dass es schon immer ein Traum gewesen sei, ein Buch zu schreiben.

 

Mit all dem kann ich nicht aufwarten. Es ist einfach passiert. Ohne Absicht, ohne Vorankündigung. Eines Tages, im Frühjahr 2005 mitten beim Aufräumen einer Schreibtischschublade, öffnete sich mir plötzlich ein Portal zu einer verborgenen Welt. Ich trat ein und befand mich von jetzt auf gleich im Jahr 1860 in einem kleinen Cottage an der Südküste Englands. Dort traf ich zunächst auf Nicolaes Mutter Rebecca und lernte sie und ihre Familie kennen. Tag für Tag. Und jeden Tag besser. Schon bald traten die ersten Konflikte und Familiengeheimnisse auf. Die Geschichte zog mich umgehend in ihren Bann.

 

Doch bevor ich das erste Wort niedergeschrieben habe, sind viele Wochen ins Land gegangen. Es hat gebraucht, bis ich realisierte, dass mich diese Geschichte nicht mehr loslassen würde. In der Zwischenzeit war sie zu einer komplexen Handlung mit vielschichtigen Charakteren angewachsen.

 

Die ersten Notizen habe ich noch handschriftlich zu Papier gebracht. Aber ich kam damit kaum hinterher, so schnell nahm die Handlung Fahrt auf.  Also setzte ich mich eines Tages an unseren Familien-PC - einen eigenen Laptop hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht - und hielt die Vorgeschichte um Rebecca schriftlich fest - nur für mich, versteht sich, damit mir nichts davon verloren ginge.  Das daraus einmal ein Buch entstehen würde, geschweige denn eine 7-bändige Romanreihe, daran war kein Gedanke.  Ich verspürte lediglich den Drang, die Geschichte um Nicolae in irgendeiner Form zu konservieren.

Beginn der Romanrecherche

Obwohl ich wegen meiner Vorliebe der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts viel Rüstzeug im Gepäck mitbrachte, musste ich nun, da es konkret werden sollte, noch eine Menge Recherche betreiben. Eine andere Epoche und ein anderer Kulturraum machen dies unumgänglich. Es reichte mir nicht, die typischen Requisiten eines historischen Romans aus der Schublade zu ziehen, die Dame in ein Korsett zu zwingen und dem Herrn einen Zylinderhut zu verpassen, bevor die Kutsche vorfuhr und das Treppchen heruntergelassen wurde. Ich wollte es genauer wissen. 

 

Ich wollte wissen, wie es sich anfühlte im Jahr 1860 zu leben. Wie roch und schmeckte diese Epoche? Wie kleidete man sich, abhängig von der jeweiligen Gesellschaftsschicht und Tageszeit? Welche Gerichte kamen auf den Tisch? Welcher Zeitgeist herrschte damals? Welche gesellschaftlichen Normen und Wertevorstellungen hatten die Menschen? Wie haben sich die historischen Ereignisse auf sie persönlich ausgewirkt, welche Konsequenzen hatten diese für ihre Lebens- und Denkweise? Welche Hoffnungen und Ängste trieben die Menschen um? Welche Modewörter waren außer "himmlisch" und "grässlich" angesagt? Ja, auch die Sprache sollte auf natürliche Weise die Zeit widerspiegeln, um die Handlungsatmosphäre so authentisch wie möglich zu machen.

 

Das tiefe Eintauchen ins viktorianische England war eine wundervolle Reise, die mich mit jeder Faser erfüllte. Irgendwann merkte ich, dass ich mich kaum wieder davon losreißen konnte. Ich hatte stets das Gefühl, noch nicht genug in Erfahrung gebracht zu haben.

Bevor ich mich jedoch darin verlieren konnte, habe ich die Reißleine gezogen. Ich musste mich damit abfinden, dass ich mir nicht jeden Bereich bis ins letzte Detail erschließen konnte. Es war mehr als genug, was ich ermittelt hatte. Letztendlich sind höchstens 20% davon in die Geschichte eingeflossen. Der Rest war zu einem dichten Hintergrund verwoben, aus dem ich schöpfen konnte.

Hinzu kam, dass die Nicolae-Saga mir inzwischen davongaloppierte. Ich MUSSTE sie also endlich zu Papier bringen!

Von da ab habe ich Recherche immer parallel zum Schreiben betrieben.

Die ersten Manuskripte

Nachdem mich meine Romanfamilie komplett vereinnahmt hatte, gab es für mich kein Entkommen mehr - und keinen freien Gedanken an so etwas wie eine Buchveröffentlichung. Ich habe vier Jahre lang durchgeschrieben. Tag und Nacht, so wie es mir meine Zeit neben dem Familienleben mit meinen damals noch kleinen Kindern erlaubte.

 

Erst als ich das Manuskript zu Band 4 in einem Ordner abheftete - ich habe damals noch alles ausgedruckt - kam die Frage auf, ob die Geschichte um Nicolae wohl auch für andere so spannend und faszinierend sein könnte wie für mich.

 

Die Reaktionen der ersten Testleser machten Mut. Und so begann nach dem Schreibabenteuer ein Abenteuer ganz anderer Art. Denn ein Buch zu schreiben ist eine Sache. Ein Buch zu veröffentlichen eine komplett andere.

Verlagssuche

Und nun kommen wir zu der am zweithäufigsten gestellten Frage an Autoren: Wie hast du einen Verlag gefunden?

(Ebenfalls nachzulesen in meinem Beitrag Typische Fragen an Autoren Teil 1.)

An dieser Stelle muss ich vorausschicken, dass das Verlagswesen vor 15 Jahren noch ein völlig anderes war. 

 

Die einhellige Meinung etablierter Autoren auf die Frage "Wie finde ich einen Verlag?" war allerdings schon damals: 

Vergiss es! Das ist wie ein Sechser im Lotto. Es sei denn, du hast Vitamin B oder bist ein Promi.

Ich hatte auf einschlägigen Seiten im Internet zu dem Thema recherchiert und viele Erfahrungsberichte erfolgreicher Autoren gelesen. Kurz: Es war ernüchternd. Hinter den Kulissen der Literaturbranche ist eben nicht alles Gold, was glänzt. Und die Bandagen sind hart und rein kommerziell ausgerichtet.

 

Doch die Flinte ins Korn zu werfen kam für mich nicht infrage, da ich mich nun endlich, dazu durchgerungen hatte, zu veröffentlichen. Damals gab es bereits die ersten Selfpublisher - entweder durch Gründung eines eigenen Verlags oder durch Inanspruchnahme eines Verlagsdienstleisters. Was aus der Szene zu hören war, war jedoch ebenfalls entmutigend.

 

Egal, das Print on Demand Verfahren kam mir entgegen. Darin sah ich eine Chance, zumindest Band 1 zu veröffentlichen, was für sich alleine stehen kann. Der schon damalige Riese auf diesem Markt sagte mir nicht zu. Bei einem über 600-Seiten-Werk hätte ich zudem mein Buch für €55, 70 anbieten müssen; das verbietet sich von selbst.

 

Zum Glück fand ich einen kleinen Verlagsdienstleister in Berlin mit eigener Druckerei im Haus, ein kleines Team mit persönlicher Autorenbetreuung. Mir gefiel sowohl das professionelle Auftreten als auch die Qualität der Angebote. Über die gemeinsame Zeit - vor allem auf der Leipziger Buchmesse - werde ich demnächst ausführlicher berichten, denn sie gehört mit zu meinen schönsten Erinnerungen der letzten 15 Jahre.

In den Wehen mit der Nicolae-Saga

Dem Veröffentlichungsprozess ging ein ganzes Jahr mit Überarbeitung und Feinschliff des Manuskriptes voraus. Denn mit dem Bewusstsein, dass fremde Augen meine Zeilen lesen würden, änderte sich plötzlich meine Perspektive auf das eigene Werk. War ich vorher in der Rolle der Schriftstellerin, rutschte ich nun in die Rolle der Leserin, Lektorin und Kritikerin.

 

Das war hart. Das war brutal. Ganze Absätze, an denen ich tagelang gebastelt hatte, Formulierungen, um die ich schwer gerungen hatte, fielen meinem eigenen fiesen Rotstift zum Opfer. Ganz ehrlich? Mehr Sadomaso geht nicht! Manchmal hätte ich heulen können, und doch tat es dem Gesamtwerk gut. 

Um mir das Löschen zu erleichtern, hatte ich mir einen Ordner "Ausgeschnittenes" angelegt. Darin habe ich später tatsächlich des Öfteren gelesen. Über manches musste ich schmunzeln. Anderes stimmte mich wehmütig, denn ich hätte es doch gerne drin behalten.

 

Und dann ging's los: Furchtbar viel technischer Kram, mit dem ich mich noch nie beschäftigt hatte. Das fing schon mit der Formatierung und dem Buchsatz an. Plötzlich begegneten mir Begriffe wie Hurenkind und Schusterjunge, manueller Seitenumbruch und Paginierung.  Fragen nach der Papiersorte und Schriftart kamen auf. Welche Bindung und welche Kaschierung?

Die schwierige Covergestaltung

Das Cover war allerdings das größte Problem. Denn natürlich hatte ich so meine Vorstellungen. Die üblichen Vorlagen kamen für mich daher nicht infrage. Also wählte ich die freie Covergestaltung. Hört sich vielversprechend an, oder? 

Der Grafikdesignerin gab ich einige Stichwörter an die Hand wie "mystisch, keltisch, knorrige alte Eiche, Rabe". Kommen Ihnen da nicht sofort Bilder in den Sinn? Der Fachfrau offensichtlich nicht!

Cover Band 1 von 2010 / Cover Band 1 von 2015
Cover Band 1 von 2010 / Cover Band 1 von 2015

Heraus kam jedenfalls das Cover links im Bild zu sehen. Ich lasse es  unkommentiert. Mögen Sie sich selbst eine Meinung dazu bilden.

 

Es hat lange gebraucht, bis ich mich darauf einlassen konnte. Aber es war immer noch besser als die anderen Entwürfe, die mir geschickt wurden und rein gar nichts von der Wesensart meines Romans widerspiegelten.

 

Die Cover zu Band 2 und 3 waren infolgedessen von der gleichen Art.

Bei Band 4 kamen wir dann gar nicht mehr zusammen. Ich verwarf einen Entwurf nach dem anderen und geriet allmählich in Unruhe, weil der Veröffentlichungstermin sich dadurch immer weiter hinausschob.

Es nützte nichts, die Verpackung sollte einigermaßen stimmig sein, auch wenn ich ansonsten dem Satz "Don't judge a book by its cover" durchaus zustimme.

 

Es kam der Moment, an dem mir bewusst wurde, dass ich auch mit den bisherigen Einbänden nicht wirklich glücklich war.

Kurzerhand beauftragte ich einen Grafik-Designer aus meinem Freundeskreis, der - ohne meine Bücher gelesen zu haben - sofort erkannte, woran es mangelte. Von seinen Entwürfen war ich sofort begeistert und hatte nur noch die Qual der Wahl.

Und so erhielten mit Band 4 auch die Bände 1 bis 3 ein neues Gewand. Damit bin ich bis heute sehr glücklich, auch wenn sie nicht der gängigen "Covermode" entsprechen. Wichtig war mir, dass das Motiv zum Titel passt und den mystischen Aspekt widerspiegelt. Und als i-Tüpfelchen habe ich meinen Wunsch verwirklichen können, auf jeden der 7 Bände einen Buchstaben auf den Buchrücken zu setzen, sodass im Bücherregal - sofern die Bände in der richtigen Reihenfolge stehen - der Name meines Titelhelden zu lesen ist. Denn nach Abschluss von Band 4 wusste ich, dass es eine Heptalogie werden und noch drei weitere Bände folgen würden.

Die 7-bändige gebundene Ausgabe der Nicolae-Saga - Coverdesign by Saaed Maleki
Die 7-bändige gebundene Ausgabe der Nicolae-Saga - Coverdesign by Saaed Maleki

Die Geburtsstunde der Nicolae-Saga

Zurück zum 13. April 2010.

Wo ist es, das Foto von der glücklichen Autorin mit ihrem frisch veröffentlichen Buch?

Oder von der Release-Party? (Okay, das war damals noch ein Fremdwort.)

 

Sie werden es nicht glauben, aber es gibt keins! Kein einziges! Ich bin gar nicht auf den Gedanken verfallen, dieses Ereignis fotografisch festzuhalten. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch noch keine Homepage, geschweige denn eine Website. Und Social Media lag komplett außerhalb meines Orbits. Meine Gedanken kreisten ausschließlich um das Weiterschreiben und die Vorbereitungen zur Veröffentlichung des nächsten Bandes.

 

Gefeiert habe ich die Veröffentlichung meines Debütromans trotzdem. Und zwar auf meiner allerersten Lesung - passenderweise am 23. April, dem Welttag des Buches - in meinem Fitness-Studio. Dort, wo ich über all die Jahre zum Ausgleich zu der stundenlangen Schreibtischarbeit regelmäßig Kurse besucht habe, um meine verhärtete Nackenmuskulatur zu lockern und meine vernachlässigte Rücken- und Bauchmuskulatur zu stärken. In meinem vertrauten Umfeld, im Kursraum, hatten sich über 20 Zuhörer versammelt; sie saßen auf Mattenbergen, großen Bällen und Steppern und sahen mir erwartungsvoll entgegen.

 

Tja, aber auch hiervon gibt es kein einziges Foto. Trotz der intensiven Vorbereitung habe ich an so etwas einfach nicht gedacht. Werbewirksames Denken und Handeln war mir bis dahin absolut fremd - und ist es mir im Prinzip auch heute noch. Ich hatte mich auf mein Kerngeschäft als Autorin konzentriert, eine ansprechende und unterhaltsame Lesung zu bieten.

 

Davon und von anderen denkwürdigen Lesungen erzähle ich das nächste Mal hier in meinem Blog.

Schauen Sie also gerne wieder vorbei.


Demnächst in diesem Blog: Meine erste Lesung - ganz anders als erwartet.

Lesen Sie auch auf meiner Website über Nicolaes Geburt: Abenteuer "Schreiben".

 

> Kontakt