Bucuresti bis Iasi und zurück

Bukarest hatte ich Ihnen im letzten Blogeitrag Recherchereisen in Rumänien - Teil 6 bereits vorgestellt. Heute konzentriere ich mich auf die ehemalige Hauptstadt des Fürstentums Moldau - auf Iasi (zu Deutsch: Jassy). Vor allem auf den Weg von Bukarest dorthin und wieder zurück. Denn rechts und links unserer Route gab es viel zu entdecken.
Auf dieser Tour
- speisen wir in einem legendären Gasthaus zu Mittag
- besichtigen das Sturdza-Schloss
- besuchen die ehemalige Hauptstadt des Fürstentums Moldau: Iasi
- wandern in der Tara Luanei (Kreis Buzau) auf der Suche nach Einsiedeleien
- und besteigen die Schlamm-Vulkane von Berca
Hanul Ancutei/Ankutzas herberge
Warum das Gasthaus Ankutzas Herberge, in dem wir auf unserem Weg nach Iasi zum Mittagessen eingekehrt sind, so viel Begeisterung in mir ausgelöst hat? Weil es mir bereits aus einer Geschichte von dem berühmten moldauischen Schriftsteller Mihail Sadoveanu bekannt war.
Sadoveanu (1880-1961) war ein äußerst vielseitiger Schriftsteller, der über Hundert Bände sowohl historischer Romane und Erzählungen als auch Märchen und Legenden verfasst hat. Seine Geschichten aus dem rumänischen Dorfleben sind bis heute viel gelesen. Es heißt, er sei mit dem Volk und der Natur tief verbunden gewesen. Insofern dienten mir seine Erzählungen als wichtige Recherchegrundlage.
Eine seiner bekanntesten Erzählungen hat den Titel "Ankutzas Herberge". Diese liegt an einer wichtigen Handelsstraße Richtung Iasi, wo sich allabendlich Gäste wie Reisende treffen und sich gegenseitig spannende Geschichten erzählen. In diesen kommen "Geist und Schicksal des rumänischen Volkes höchst farbig und eindrucksvoll zum Ausdruck." (Zitat aus dem Klappentext, Manesses Bibliothek der Weltliteratur)
Mithilfe solcher Geschichten - auch anderer Literaten - konnte ich mir ein Bild von dem damaligen Landleben in Rumänien machen. Auch wenn die Zeit in manchen Dörfern stehen geblieben zu sein scheint, ging es damals dennoch anders zu. Und darüber kann mir kein heute lebender Mensch mehr etwas berichten. Das können nur die Zeitzeugen, die uns ihre damaligen Erlebnisse und Erfahrungen in Schriftform hinterlassen haben.
Daher meinte ich zu träumen, als wir in Ankutzas Herberge einkehrten!
Zwar stand bereits im Vorwort, dass diese keine Erfindung sei, sondern es sie tatsächlich gegeben und im 19. Jahrhundert (Handlungszeit der Nicolae-Saga) zu einiger Berühmtheit gebracht habe. Doch es stand dort ebenfalls, dass nur noch Mauerreste übriggeblieben seien. Lediglich der legendäre Keller sei noch original vorhanden.
Da Sadoveanu diese Geschichte, die er als Kind von seiner Mutter erzählt bekam, im Jahre 1928 aufschrieb, konnte ich nun wirklich nicht damit rechnen, dass man sich heutzutage noch dieser einst berühmten und durch Sadoveanu legendär gemachten Herberge (Hanul) erinnert und sie zu einem wunderschönen Landrestaurant wiederaufgebaut hat.
Welch riesige Freude, den Handlungsort dieser Geschichte betreten zu können! Unsere Reiseleiterin Alina war ziemlich erstaunt, dass mir "Ankutzas Herberge" überhaupt etwas sagte. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ich mich quer durch die rumänischen Klassiker gelesen hatte.
Alles in dem Restaurant wirkte authentisch - von der Balkendecke bis zum Steinfußboden, dem robusten Gestühl bis zu den traditionell bestickten Tischdecken. Auf den Tellerrändern war das Konterfei Sadoveanus abgebildet mit einigen Zeilen aus seinen Werken, wie auf dem Bild oben zu sehen. Ob ich wohl begeistert war?
In einem angrenzenden Shop neben dem Eingang gab es rumänische Spezialitäten zu kaufen wie Zacusca (ein Brotaufstrich aus gegrillten Auberginen, Paprika und Tomaten) oder Cirese amare (eine bittere Wildkirsch-Konfitüre). Alles war herbstlich dekoriert, wie bereits der Eingangsbereich des Restaurants. Also Genuss pur - für alle Sinne.
Das STurdza-Schloss

Auf unserem Weg nach Iasi kommen wir in Miclauseni an einem Schloss vorbei, das einst von einer berühmten moldauischen Adelsfamilie errichtet wurde. Ein bisschen düster und verlassen steht es dort in dem einsamen Parkgelände. Das liegt an seinem neugotischen Stil, der Ende des 19. Jahrhunderts sehr populär war. Zusätzlich wurde es mit barocken Elementen gespickt. Diese Mischung verschiedener Stilepochen (genannt Historismus, ebenfalls ein Trend des 19. Jhs.) ergibt einen verspielten, ja fast märchenhaften Eindruck.
Auch von innen hätte es die perfekte Kulisse für eine Spukgeschichte abgegeben. Vieles war inzwischen verfallen, die Farbe abgeblättert, der Putz rissig, die Dielen mit Vorsicht zu betreten - und trotzdem versprühte es einen morbiden Charme. Man konnte sich gut vorstellen, wie es zu seinen Glanzzeiten ausgesehen hatte, zumal die wundervollen Decken- und Wandmalereien immer wieder hindurchschimmerten und einige Zimmer sogar bereits wiederhergerichtet waren. Kostbare Hölzer wurden für Fenster, Türen und Parkett verwendet, Palisander für das Mobiliar, Marmor für die Treppen, Terracotta und Porzellan für die Öfen, wie uns der stolze Schlossführer berichtete.
Inzwischen schreiten die Restaurierungsarbeiten voran. Schloss Sturdza ist eine begehrte Hochzeitslocation und nach wie vor zu besichtigen. Es gilt als wichtiges historisches Denkmal.
Über die wechselhafte, ja fast tragisch zu nennende Geschichte des Schlosses habe ich in meinem Reisebericht geschrieben.
Iasi/Jassy - ehemalige Hauptstadt der Moldau
Vor der Vereinigung der beiden Fürstentümer Walachei und Moldau durch Fürst Alexandru Ioan Cuza im Jahre 1861 war Iasi die Hauptstadt der Moldau. So wurde sie zunächst auch zur Hauptstadt des neuen Nationalstaates Rumänien erklärt, doch ein Jahr später durch Bukarest abgelöst. Das konnten die Moldauer lange Zeit nicht verwinden. Es blieb ein steter Konkurrenzkampf zwischen den beiden Städten, obwohl sie so unterschiedlich sind. Immer ging es um die Frage, wer die besseren Fakultäten hat oder wer kulturell mehr auf der Höhe ist.
Da ein Teil der Geschichte in Band 7 der Nicolae-Saga in Iasi spielt, wollte ich diese weit im Nordosten des Landes gelegene Stadt gerne einmal "kennenlernen". Auch deshalb, weil sie die Wiege der literarischen Gesellschaft Junimea war, die so viel Einfluss auf die rumänische Kultur und Politik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann.
Die Dichter der Stadt
Der Nationaldichter Mihai Eminescu (1850-1889) ist in Iasi geboren, sowie andere namhafte Künstler. Im Stadtpark hat man ihm ein Denkmal errichtet, unter der von ihm oft besungenen Linde. In der Steinplatte darunter ist sein Gedicht Dorinta (der Wunsch) graviert - eines meiner Lieblingsgedichte von ihm. Klar, dass ich diese Gedenkstätte unbedingt sehen wollte.
Aber auch Ion Creanga (1839-1889), der für seine Märchen und volkstümlichen Geschichten bekannt war, wurde dort ein Denkmal gesetzt. Er bereichert ebenfalls meine rumänische Bibliothek.
Vor dem Nationaltheater bin ich schließlich noch Vasile Alecsandri (1821-1890) "begegnet". Der Dichter und Dramatiker war einer der führenden Politiker, der die Vereinigung der beiden Fürstentümer Moldau und Walachei anstrebte, welche Cuza schließlich 1861 durchführte. Alecsandri sammelte rumänisches Volksgut, wie Doine (Balladen) und andere Volkslieder. Durch ihn ist mir die seit jeher in ganz Rumänien bekannte Ballade "Miorita" (das Schäfchen) zugänglich gemacht worden, die ich in die Nicolae-Saga habe mit einfließen lassen. Sie gilt als Herzstück der rumänischen Seele.
Als Wahrzeichen der Stadt gilt der oben im Beitragsbild zu sehende Kulturpalast. Das neogotische Gebäude wurde 1926 im Beisein König Ferdinands I. eingeweiht.
Iasi ist auch die Stadt Stefan des Großen (1433-1504). Der berühmte heldenhafte Fürst der Moldau hat zeitgleich mit Vlad III. Tepes (1431-1476) gelebt. Er wird bis heute überaus verehrt. Nicht nur in der Moldauregion, im ganzen Land findet man Büsten von ihm.
Der moldauische Schriftsteller Mihail Sadoveanu, der "Ankutzas Herberge" (siehe oben) schriftlich verewigt hat, hat Stefan dem Großen in einer historischen Romantrilogie ein Denkmal gesetzt. Alle drei Bände "Die Lehrjahre des kleinen Ion", "Die weiße Quelle" und "Die Getreuen Stefan des Großen" habe ich mit Begeisterung gelesen.
In der Bildreihe unten wird Stefan der Große zu Pferde beidseitig von Alexandru Ioan Cuza (1820-1873) flankiert. Dessen Statue begegnet man verständlicherweise überall in der Stadt, da er 1859 der erste Fürst beider Fürstentümer (Moldau und Walachei) war und ab 1861 der des von ihm ausgerufenen Nationalstaates Rumänien. Später, nach einem politischen Putsch, hat er im Exil erst in Paris, dann in Wien gelebt und ist schließlich in Heidelberg krankheitsbedingt verstorben.
Impressionen
Iasi mutet erstaunlich europäisch an, obwohl die Stadt weit im Osten Rumäniens liegt.
Wenn man durch die Straßen in Iasi spaziert, fallen einem die breiten Chausseen mit häufig fahrenden Straßenbahnen auf sowie das lebendige Studententreiben. 1860 gründete Alexandru Ioan Cuza hier die erste Hochschule des Landes. Noch heute ist Iasi eine international begehrte Universitätsstadt, in der mehr als 24.000 Studenten studieren. Die Universität Alexandru Ioan Cuza gilt als eine der teuersten Hochschulen Europas.
Viele junge Leute prägen das Stadtbild und mit ihnen modernes urbanes Leben. Überall gibt es Coffee to go und Kioske, die Snacks anbieten.
An einer großen Kreuzung entdecken wir die Universitätsbibliothek Mihai Eminescu - ein wahres Schmuckstück. Allein der Eingangsbereich ist eine Augenweide mit seinem Mosaikboden - darin die Wappen der Walachei (Adler) und der Moldau (Ochse) - und der prächtigen Marmortreppe, auf deren ersten Absatz einen König Ferdinand I. von Rumänien begrüßt.
Den Lesesaal konnten wir leider nicht betreten, dort herrschte zu viel Betrieb und wir wollten nicht stören.
Auf dem breiten Stefan-cel-Mare-Bulevard, der für den Autoverkehr gesperrt war, gibt es alle naslang etwas rechts und links zu entdecken. Neben bedeutenden Gebäuden und Kirchen vor allem viele Marktstände mit besonderen Spezialitäten aus der Region, wie der berühmte Cotnari-Wein. Aber auch bestickte Blusen, Gürtel und Mützen, die zu den rumänischen Trachten getragen werden, sind im Angebot. Sowie jede Menge Kuchen und andere Süßigkeiten, aber auch Herzhaftes. Verlockend!
Hervorzuheben ist die Metropoliten-Kathedrale. Schneeweiß ragen ihre Türme in den Himmel. Da ein besonderer Feiertag ansteht, sind bereits massenweise Gläubige angereist, die die Kirche besuchen, um vor der Ikone der Heiligen Paraskevi von Iasi Blumen niederzulegen. Lange Schlangen bilden sich vor der riesigen Kathedrale, in denen Jung und Alt geduldig anstehen.
Ein besonderes Highlight ist auch das Kloster der Heiligen drei Hierarchen. Es ist über und über mit Steinmetzarbeiten verziert. In der unten eingefügten Bilderschau gibt es Detailansichten zu bestaunen.
Am Ende des langen Boulevards erwartet uns der berühmte Kulturpalast, ein neogotisches Gebäude - was sonst? - aus dem Jahre 1926. König Ferdinand I. - übrigens auch ein Hohenzollern wie sein Vorgänger Carol I. - hat den Palast eingeweiht.
Warum Kulturpalast? Weil er neben einem Theatersaal vier Museen beherbergt, darunter die größte Kunstsammlung Rumäniens. Ach, hätte man doch nur noch mehr Zeit gehabt!
Ursprünglich diente er als Justiz- und Verwaltungsgebäude. Ich denke, die Umfunktionierung war sehr weise, denn nun haben alle Bürger in Iasi etwas davon - und wir Touristen auch.
Aus Band 7 der Nicolae-Saga: An der Quelle
Von meinen Romanfiguren sind es Nicolaes Schwester Natalia und ihr Cousin Dorin, die nach einer familiären Auseinandersetzung nach Iasi fliehen - der ursprünglichen Heimat Dorins. Dort hoffen sie untertauchen und sich ein eigenes Leben aufbauen zu können - nicht ahnend, welcher Gefahr sie sich dort aussetzen.
Damit war für mich ein Umdenken nötig, denn obwohl beide Fürstentümer zum Handlungszeitpunkt bereits seit über 30 Jahren zu einem Nationalstaat vereinigt waren, waren es die Menschen in ihren Köpfen noch lange nicht. (Naja, das kennen wir Deutschen ja aus unserer eigenen Geschichte.) Natalia muss lernen, dass sie als Walachin in Iasi ein Mensch zweiter Klasse ist. Noch nicht einmal ihr Adelsstand kommt ihr dabei zugute, denn den muss sie - da incognito - verheimlichen.

Aus Natalias Brief an ihre Freundin Zoe im Januar 1893:
Es war ein eisiger Morgen, die Bürgersteige gefährlich glatt gefroren. Vorsichtig tastete ich mich zum Kiosk in unserer Nähe und las die Anschläge. Jemand suchte für seine erblindete Mutter eine Vorleserin/Gesellschafterin. Ich stellte mich umgehend vor.
Meine anderen Umstände seien kein Hindernis, versicherte mir das Hausmädchen, das mich einließ, denn die gnädige Frau würde ohnehin alle Gesellschafterinnen binnen einer Woche wieder vergraulen. Der Herr Sohn sei verzweifelt und kurz vorm Aufgeben.
Na, das ließ ja hoffen! Ich straffte die Schultern und machte mich auf die fürchterlichste Woche meines Lebens gefasst. Es war mir egal. Für einen Braten und eine Flasche Wein war ich bereit, alles über mich ergehen zu lassen. Etwas Entwürdigenderes, als nicht zu wissen, was man am Weihnachtstag auf den Tisch bringen soll, kann es wohl kaum geben.
Und wie es das gibt! Die ganz in Schwarz gewandete Patronin, die mit hochmütiger Miene auf einer Art Thron posierte, zerriss mich mit ihren blinden Augen in lauter Einzelteile, noch bevor ich ihren Salon richtig betreten hatte. Demonstrativ fächelte sie sich Luft zu, als das Mädchen mich zu ihr vorließ. Nachdem sie mich mit ausdrucksloser Stimme aufgefordert hatte näherzutreten, verzog sie angewidert das Gesicht und hielt sich ein Eau-de-Cologne-Tuch an die Nase, als würde ich stinken wie ein Fischweib. Bei aller Armut halten wir uns dennoch sauber, liebe Zoe, das kannst Du mir glauben; auch wenn es statt Parfümseife nur noch Seifenflocken sind, die wir dem Wasser beimischen.
Genauso sagte ich es ihr. Ihr anschließendes Entsetzen galt offenbar weniger meiner Dreistigkeit, unaufgefordert das Wort ergriffen zu haben, als vielmehr meinem Zungenschlag.
Ja, sie habe ganz richtig gehört, versicherte ich ihr mit fester Stimme, ich sei Walachin und stolz, diesem Volk zu entstammen, denn es sei aufrichtiger und arbeitsamer Natur, welches Handel und Händel meide, wie alles, was Habgier und Betrug mit sich bringe. Unsere Bauern und Hirten liebten Gott und ihren Heimatboden. Von ihnen sei niemals Böses ausgegangen, mit dem der Rest der Welt so gern herumstolziere.
Ihre wächsernen Züge, die unter der hohen Haube streng hervortraten, erstarrten nun vollends. Wie in Stein gemeißelt wirkten die senkrechten Furchen zu beiden Seiten ihrer markanten Nase, die in einem verkniffenen Mund endeten. Schwer hingen die dunkel umschatteten Lider über den getrübten Augen.
Sie zeigte keinerlei Regung. Fast zweifelte ich daran, einem menschlichen Wesen gegenüberzustehen.
Nachdem dies nun festgestellt sei, krächzte sie plötzlich in einer herben Stimmlage, ob ich nun vielleicht die Güte besäße, meinen Alphabetismus unter Beweis zu stellen.
Welche Lektüre auch immer, antwortete ich ihr.
Sie ließ es sich nicht nehmen, ein Heldenlied auf Stefan den Großen auszuwählen, eine alte Schrift, die in Kyrillisch verfasst war. Herrisch wies sie mit ihrem Stock auf ihren gut bestückten Bücherschrank und beschrieb mir auf das Exakteste, an welcher Stelle sich das Werk befände. Dann gab sie unter dreimaligem Klopfen ihres Stockes auf den Fußboden, wo sich bereits eine deutliche Kuhle im Parkett eingedrückt hatte, das Zeichen mit dem Lesen zu beginnen. Ihre ganze Pose zeugte von der Siegesgewissheit, mich mit dieser überaus anspruchsvollen Lektüre aus dem Rennen zu katapultieren. Aber unser Vater hat uns nicht umsonst eigenhändig die beste Bildung angedeihen lassen. Mühelos und mit der richtigen Intonation ließ ich Stefan den Großen, Fürst der Moldau, auf- und hochleben. Die Gnädigste musste sich geschlagen geben.
Nun gut, sie wolle einen Versuch mit mir wagen, verkündete sie säuerlich, ich dürfe morgen wiederkommen.
Mögen sie hier in Iasi über noch so gute wissenschaftliche Fakultäten und Kulturkreise verfügen, wir stehen ihnen in Bukarest in nichts nach. Sie ist damals, nachdem Cuza unsere beiden Fürstentümer vereint und zum Staat Rumänien proklamiert hatte, nicht umsonst nach nur einem Jahr zur Hauptstadt ernannt worden, was den Iasiern immer noch ein Dorn im Auge zu sein scheint.
Die Einsiedeleien in der Tara Luanei
In diesem Gebiet in der Region Buzau, die zur Walachei gehört, machen wir uns auf die Wanderschaft, um versteckte Einsiedeleien zu suchen. Dabei kommen wir an bizarr wirkenden Felsformationen vorbei. Die Gesteinsschichten scheinen vertikal in die Höhe geschoben zu sein. Staunend erfahren wir aus den am Wegesrand aufgestellten Informationstafeln, dass das Schwarze Meer diese Felsen mit geformt hat, bevor es sich vor Jahrmillionen aus dem Buzau-Land zurückgezogen hat.
Die prähistorischen Felsenhöhlen, nach denen wir Ausschau halten, sollen von Dakern und den ersten Christen, die ins Land kamen, bewohnt worden sein. Darauf weisen die in den Sandstein geritzten Zeichnungen und Symbole hin. Doch noch immer konnte man nicht alles entziffern.
Später haben Mönche und Eremiten die Höhlen genutzt. Und so werden sie auch heute noch von Einsiedlern belegt, die hier in aller Abgeschiedenheit leben wollen.
Manche der Höhlen, sind nur schwer erreichbar und kaum zu erkennen. Sie liegen gut verborgen hinter Buschwerk oder weit oberhalb im Felsen und sind nur über steile Steige zu erreichen. Darin finden sich Ikonen und Kruzifixe.
Die Schlammvulkane von Berca
Wer hätte das gedacht?
Die Hälfte aller Schlammvulkane weltweit befindet sich in Aserbaidschan. Aber die größten Schlammvulkane Europas kann man in Rumänien bestaunen, ebenfalls in der Region Buzau. Sie sind am aktivsten und eruptieren alle paar Minuten.
Aber was sind Schlammvulkane überhaupt?
Durch Gaseruptionen unter der Erde wird Grundwasser mit lehmhaltigen Boden und Salzen vermischt und an die Oberfläche gedrückt - und zwar aus einer Tiefe von bis zu 3 km!
Der salzhaltige Schlamm trocknet auf der Oberfläche und verkrustet, weswegen dort nur wenige Pflanzen wachsen können.
Auf diese bizarre Mondlandschaft war ich einfach nicht gefasst gewesen und kam aus dem Staunen kaum heraus.
Damit auch Sie staunen können, lasse ich einfach Bilder sprechen:
Weitere eindrucksvolle Bilder und nähere Erklärungen finden Sie in meinem Beitrag zum Rumänien-Adventskalender 2019:
Und damit lasse ich die Tour Bukarest (Walachei) bis Iasi (Moldau) und zurück enden. Den genauen Reiseablauf mit weiteren Zwischenstationen und lustigen Begebenheiten können Sie in meinem Reisebericht nachlesen.
Im nächsten und letzten Beitrag in der Blogserie "Recherchereisen in Rumänien" geht es von Bukarest aus in die andere Richtung, westwärts zu der europäischen Kulturhauptstadt 2023: Timisoara/Temeswar. Auch auf dieser Strecke sind wir an faszinierenden Naturwundern und bedeutenden Klöstern vorbeigekommen und haben bei Graf Dracula übernachtet.
Lesen Sie aus dieser Blogserie auch:
> Recherchereisen in Rumänien - Teil 1 (Donau-Kreuzfahrt): Von der Cazanenge bis zum Donaudelta
> Recherchereisen in Rumänien - Teil 2 (Kultur- und Wanderrundreise): "Karpaten, Klöster und Kirchenburgen"
> Recherchereisen in Rumänien - Teil 3/1 (Studienrundreise): "Ausführlich durch das Land der Vielfalt"
> Recherchereisen in Rumänien - Teil 3/2 (Studienrundreise): "Ausführlich durch das Land der Vielfalt"
> Recherchereisen in Rumänien - Teil 4/1 (Manors & Wines): "Herrenhäuser und Weine der Walachei"
> Recherchereisen in Rumänien - Teil 4/2 (Manors & Wines): "Herrenhäuser und Weine der Walachei"
> Recherchereisen in Rumänien - Teil 5/1 (Wundertüte RO): Wundertüte Rumänien
> Recherchereisen in Rumänien - Teil 5/2 (Wundertüte RO): Wundertüte Rumänien
> Recherchereisen in Rumänien - Teil 5/3 (Wundertüte RO): Wundertüte Rumänien
> Recherchereisen in Rumänien - Teil 6: (Hauptstadtbesuch): Bucuresti/Bukarest