In Nicolaes Erster Heimat

Weiterhin widme ich meine Zeit hauptsächlich drei Dingen:
- meiner Familie, vor allem meinem Enkel: mittlerweile 21 Monate alt und immer aktiver und selbstständiger
- meinem Garten: schon 33 Jahre alt, aber immer noch sehr betreuungsintensiv
- und meinem Autorenblog: bald 3 Jahre und ein Schlinger, der jede Woche neues Futter will - jetzt quengelt er bereits.
Allen dreien gebe ich, was sie brauchen, und das aus vollem Herzen gern.
Die Sommermonate Juli und August boten sich sich zudem für Ausflüge an. Und im September waren mein Mann und ich auf einer Rundreise durch Südengland - Nicolaes erste Heimat. Das passte gut ins Jubiläumsjahr der Nicolae-Saga. Denn meine Recherchen zum viktorianischen England liefen vor 20 Jahren auf Hochtouren. Jetzt konnte ich auf den Spuren Nicolaes manches noch mal Revue passieren lassen.
An den handlungsorten der Nicolae-Saga
Auf dieser Rundreise, die uns in erster Linie durch Devon und Cornwall führte, gab es dennoch einige Stätten, die in der Nicolae-Saga von Relevanz sind und die ich vor vielen Jahren schon einmal besucht habe.
Stonehenge

Wie zum Beispiel Stonehenge, die Kultstätte der Kelten. Nicolaes aus der irischen Grafschaft Galway stammenden Urgroßeltern pilgern in Band 1 "Zwischen den Welten" jedes Jahr zur Sommersonnenwende nach Südwestengland in die Grafschaft Wiltshire, um in Stonehenge das keltische Fest Litha zu feiern. Es fällt auf den 21. Juni, an dem wir in der Nordhalbkugel den längsten Tag und die kürzeste Nacht erreicht haben.
Wie Granny Bridget und Grandpa Patty dieses Fest begehen, haben sie nie verraten. Sie haben lediglich durchblicken lassen, dass es sich um heiligen Boden handelt und sie dort mit religiösen Ritualen ihre Ahnen verehren.
Dass die Megalithen eine astronomische Bedeutung haben, wie es heute im Wissenschaftszeitalter vorwiegend vermittelt wird, erwähnen sie mit keinem Wort. Ich könnte mir vorstellen, dass dies eine moderne Interpretation ist, um unseren sachlich geprägten Verstand zu befriedigen.
Wie dem auch sei, die gigantischen aus Blaustein (bluestone) bestehenden und im Kreis aufgestellten Quader mit ihren Decksteinen sind äußerst beeindruckend. Immer wieder stellt sich die Frage, wie sie dort 3000 vor Chr. (!) hin transportiert und aufgerichtet worden sind. Auch da kann man wohl nur spekulieren.
Oxford
Bei meinem jetzigen Besuch habe ich Oxford natürlich mit ganz anderen Augen betrachtet. Schließlich hat Nicolae in Band 6 "Aus dem Schatten" dort am Balliol-College studiert und im Sheldonian-Theater zusammen mit seinen Kommilitonen ein aufsehenerregendes Theaterstück auf die Bühne gebracht, das noch lange für Turbulenzen sorgte.
Und noch manch anderes hat sich in Oxford zugetragen, in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, in denen Nicolae sein Studentenleben voll und ganz ausgekostet hat - in jeglicher Hinsicht. Freunde fürs Leben hat er dort gefunden, sich eine Geliebte mit zweifelhaftem Ruf gehalten, von der er wider besseres Wissen nicht lassen konnte, und schließlich in der Universitätsbibliothek eine alte Bekannte aus Kindheitstagen getroffen, in die er sich nach und nach verliebte.
Auch der Grundstein zu seinem beruflichen Werdegang wurde in Oxford gelegt. Viele auch heute noch bekannte Größen aus der Theater- und Literaturwelt haben in Oxford und später in London seinen Weg gekreuzt, wobei einer von ihnen ihm und seiner Familie fast zum Verhängnis geworden wäre.
Sehr gerne hätte ich das Sheldonian-Theater von innen besichtigt. Doch leider fanden wir es verschlossen vor, denn am Tag unseres Besuches fanden die Studienabschlussfeiern statt. Die Stadt und der Platz ums Sheldonian waren voller Umhänge und Doktorhüte, stolzer Eltern und Blumensträuße. Ein hoffnungsfroher Anblick.
London

Nicolaes Leben im London der 80er und 90er Jahre des 19. Jahrhunderts ist schillernd und bunt - und gefährlich.
Dort versucht er verzweifelt, sich von seiner Erblast zu befreien und sich zu einer eigenständigen und unabhängigen Persönlichkeit zu entwickeln.
Doch die Vergangenheit holt ihn immer wieder ein. Das moderne Leben in London kann die eisernen Ketten der Jahrhunderte alten familiären Bindung nicht sprengen.
Trotzdem tritt er wagemutig aus dem Schatten heraus ins Rampenlicht und verkennt über seine Leidenschaft fürs Theater die Gefahr, die er damit auf sich und seine Familie zieht. Zu viel gibt er für ein bisschen künstlerische Freiheit vom Familiengeheimnis preis.
All das stand mir wieder vor Augen, als ich durch die Straßen Oxfords und Londons Nicolaes Spuren folgte.
Das viktorianische London existiert nicht mehr. Logisch. Und gut. Wer will schon die einst aus den Fabrikschornsteinen verpestete Luft einatmen, oder Gefahr laufen, an Tuberkulose und anderen damals üblichen Seuchen zu erkranken?
Als junge Frau habe ich England und damit auch London oft bereits, eine Zeit lang sogar dort gelebt. Schon damals, Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, fiel mir der eklatante Wandel auf.
Doch jetzt hat mich kaum etwas in London an frühere Zeiten erinnert. Zwar stehen noch die berühmten Wahrzeichen wie die Houses of Parliaments oder die Tower Bridge, aber die Stadtsilhouette sowie das Straßenbild haben sich kolossal verändert.
Heute fahren neben den roten Doppeldeckerbussen (immerhin gibt es sie noch!) bunt blinkende Rikschas mit dröhnender Bollywood-Musik durch die Straßen sowie todesmutige Fahrer von E-Scootern.
Die Gehwege sind bevölkert mit Menschen aus aller Herren Länder. Daher passiert man einander auch nicht mehr links, wie in früheren Jahren in England üblich, sondern rechts wie in den meisten Ländern. Und das disziplinierte Queuing (Schlange stehen) an Bushaltestellen gehört anscheinend ebenfalls der Vergangenheit an.
Englisches Essen (was übrigens entgegen nicht auszurottenden Vorurteilen äußerst lecker ist) ist schwer zu finden, dazu muss man schon einen Pub besuchen. Asiaten - allen voran Inder - prägen die Esskultur, auch in den kleineren Städten Englands. Die Tea-Rooms von damals gibt es nur noch vereinzelt, sie sind nicht mehr hip genug. Und London ist nun mal hip: jung, bunt, schrill - und vor allem voll.
Über die zunehmende Menschenmenge in London, hat sich bereits Nicolaes englischer Vater in Band 1 beschwert. Dabei erreichte die Einwohnerzahl damals - im Jahre 1867 - gerade mal die 2 Millionen-Marke. Heute: um die 9 Millionen - ohne die Bezirke, die zum Großraum London zählen! Was würde Peter Cornelly wohl dazu sagen?
Hier ein paar unverwüstliche Klassiker ...
Devon und Cornwall
Es war eine organisierte Reise mit dem Titel: Auf den Spuren Rosamunde Pilchers. Ach herrje! Mögen wohl die meisten Mitreisenden unserer Kleingruppe gedacht haben. Und so war dies Thema zum Glück kaum der Rede wert.
Vielmehr war es eine Reise auf den Spuren der weltberühmten Krimi-Autorin Agatha Christie (1890 - 1976), die in Torquay (Devon) an der englischen Riviera aufwuchs, wo wir unser Hotel hatten. Seit 1990, ihrem 100. Geburtstag, findet dort jedes Jahr das Agatha-Christie-Festival statt. Das haben wir allerdings ganz knapp verpasst.
Daphne du Maurier (1907 -1989), die Autorin der geheimnisvollen Romane Rebecca, Die Vögel oder Jamaica Inn, welche den meisten wohl durch die Hitchcock-Verfilmungen bekannt sein dürften, hat in Cornwall ihre Spuren hinterlassen. Dort konnten wir sogar den Jamaica-Inn besuchen, in dem sich die düster-bedrohliche Geschichte um die Riff-Piraten abspielte.
Beide Autorinnen verehre ich sehr und habe seit Jugendtagen etliche ihrer Romane im Bücherregal stehen, viele davon in englischer Sprache. Jamaica Inn hatte ich vor gar nicht langer Zeit erneut gelesen. Da wusste ich noch nicht, dass es das Gasthaus tatsächlich gibt und es sogar ein Schmuggler-Museum mit dem Arbeitszimmer Daphne du Mauriers beherbergt.
Ach ja, und auf den Spuren des legendären König Artus waren wir auch, in Tintagel, wo sein legendäres Schloss gelegen haben soll. Die bekannte Statue habe ich allerdings verpasst. Wir waren abseits des Touristenstromes einen Klippenweg entlang gegangen und haben die wunderschöne Landschaft genossen. Man kann nicht alles haben.
Hier eine kleine Bilderreihe meiner Lieblingsmomente auf unserer Rundtour durch Südengland:
Die Wahl der Fotos fiel mir sehr schwer, denn wir haben noch so viel mehr schöne Orte besichtigt. Überall hatten wir genug Zeit, um die Städtchen zu erkunden, die Landschaft zu genießen, einen längeren Spaziergang zu machen, in die kleinen Shops zu schauen oder für eine Tee- oder Kaffeelänge die pittoreske Szenerie auf uns wirken zu lassen.
Blog 3. Quartal: Recherchereisen in Rumänien
Sommerzeit gleich Reisezeit. Darum fand ich es passend, im Jubiläumsjahr der Nicolae-Saga meine Recherche-Reisen in Rumänien im 3. Quartal Revue passieren zu lassen. Niemals hätte ich gedacht, dass es so viele Beiträge werden. Eine ganze Blog-Serie ist daraus entstanden. Ich bin immer noch nicht ganz fertig damit, zwei Beiträge folgen noch.
In den letzten 13 Jahren haben mein Mann und ich Rumänien in die Kreuz und in die Quer bereist. Vorwiegend war ich auf den Spuren Nicolaes unterwegs. Doch abseits davon gab es noch so viel mehr zu entdecken. Was für ein herrlich buntes und vielfältiges Land! Das wird mir in der Rückschau noch bewusster.
Aus einem Pool von fast 10.000 Fotos habe ich thematisch sortierte Häppchen für Sie zubereitet. Doch sehen Sie selbst, hier die Zusammenfassung auf einem Blick:

Vorweg gehe ich folgenden Fragen nach:
Wieviel Vor-Ort-Recherche ist für einen fiktiven Roman überhaupt notwendig? Und welche anderen Möglichkeiten gibt es?
In diesem Beitrag bekommen Sie einen kleinen bildhaften Vorgeschmack auf Rumänien. Und ich erzähle über meine allerersten Eindrücke von dem Land.

Teil 2: Wander- und Kulturrundreise
"Karpaten, Klöster und Kirchenburgen" lautete der Titel dieser Rundreise. Sie war genau das, was ich brauchte. Der Schwerpunkt lag auf Naturerlebnissen und Einblicke in das Leben der Landbevölkerung und Bergbauern.
Auch die Geschichte des Landes kam nicht zu kurz. Das Beste: Ich konnte dabei vielen Spuren meines Titelhelden folgen.

"Ausführlich durch das Land der Vielfalt" – der Titel dieser Studienrundreise war Programm. Unfassbar, was wir alles gesehen haben! Einige Attraktionen haben wir zum 2. Mal besucht und diesmal ganz anders erlebt. Sogar eine Lesung in Sibiu/Hermannstadt, am Handlungsort von Band 3 der Nicolae-Saga "Jenseits der Wälder" (was übrigens auf Latein "Transsilvanien" heißt), war mir vergönnt. Ein unvergessliches Erlebnis!

Weiter geht es "ausführlich durch das Land der Vielfalt".
Diesmal zeige ich Ihnen die touristischen Höhepunkte dieser Studienrundreise.
Ich berichte unter anderem über einen fröhlichen Friedhof, ein märchenhaftes Königsschloss sowie die drei Perlen der Südkarpaten. Auch ein Potpourri von zauberhaften Städtchen und Landschaften ist zu sehen.

Teil 4/1: Herrenhäuser & Weine der Walachei
Die Tour "Herrenhäuser & Weine der Walachei" ließ keine Wünsche offen.
Von Weingut zu Weingut, Übernachtung in einem Herrenhaus und auf den Spuren meiner Nicolae-Saga – mehr Glückseligkeit ging nicht!
Dazwischen gab es jede Menge Überraschungen und Verwöhnprogramm, dank unseres Dream-Teams von Authentic Romania.

Teil 4/2: Herrenhäuser & Weine der Walachei
Sagenhaft, was man in 4 Tagen alles sehen und erleben kann!
Der zweite Teil der Tour durch die Walachei führt uns zu zwei Schlössern, wovon eines als Kulisse für eine Netflix-Serie diente (Stichwort: Wednesday) , das andere Jugendstil-Liebhaber begeistern dürfte. Außerdem gab es einen Abstecher nach Transsilvanien zu einem malerischen Kloster und Europas größten Bärenreservat.

Eine kunterbunte Tour durch Rumänien mit Wunschzielen und Überraschungen.
Auf den Spuren von König Decebal, den beiden walachischen Fürsten Vlad III. Tepes und Constantin Brancoveanu sowie natürlich Nicolae besichtigen wir Europas höchste Felsskulptur, antike Ausgrabungsstätten, mittelalterliche Ruinen und Festungen u.v.m. Der kulinarische Genuss kommt dabei nie zu kurz.

In Teil 2 der "Wundertüte Rumänien" geht es in die Natur.
Aus der Höhe eines Gletschersees steigen wir hinab in die Tiefen einer Saline; radeln mit dem Mountainbike durch malerische Dörfer und fahren mit der Eisenbahn durchs Gebirge; wandern zu sagenhaften Waldseen und Wasserfällen, sichten einen Riesen und klettern über sieben Leitern durch einen Canyon. Mehr Abwechslung geht nicht.

Teil 5/3: Wundertüte Rumänien enthält:
- die berühmte endlose Säule von C. Brancusi im Skulpturenpark Targu Jiu
- eine der schönsten Ritterburgen Europas (Schloss Corvin)
- die geschichtsträchtige und römisch anmutende Stadt Alba Iulia
- das siebenbürgische Vorzeigedorf Viscri inkl. Haus von König Charles III.
- sowie einen Palast ganz für uns allein

In diesem Beitrag geht es um die Hauptstadt Rumäniens.
Ich verrate Ihnen, warum ich Bukarest so sehr liebe, zeige Ihnen die wichtigsten Wahrzeichen der Stadt und führe Sie durch die Straßen von "Klein-Paris".
Begleiten Sie mich zu zweien meiner Lieblingsplätze. Zum Schluss gibt es noch einen kurzen Ausflug in die Nicolae-Saga.
Mit den nächsten beiden Beiträgen "Recherchereisen in Rumänien" werde ich die Blogserie abschließen. Die Touren Richtung Osten nach Iasi und Richtung Westen nach Timisoara (von Bukarest aus gesehen) schließen das Paket "Rumänien" wunderbar ab. Das heißt keineswegs, dass ich in dem faszinierenden Land schon alles gesehen hätte - bei weitem nicht! - , aber schon eine ganze Menge. Darüber hinaus gibt es genügend Orte, zu denen es mich immer wieder hinzieht.
Erfrischende Ausflüge
Zwischen den vielen gedanklichen Reisen durch Rumänien, die ich tagelang an meinem Laptop verbracht habe, gab es zwischendurch einige erholsame Ausflüge in die Umgebung. Ich bezeichne sie gerne als kleine Oasen des Alltags.
Als solche möchte ich sie nicht ungenannt lassen. Denn selbst neben den großen Reisen flachen sie keineswegs ab, sondern haben für mich die gleiche Wertigkeit. Es waren wertvolle Momente, in denen ich Kraft schöpfen und meine Sinne beleben konnte. Einige dieser Ausflüge stehen bei uns in fester Tradition. Anderes haben wir neu entdeckt bzw. wiederentdeckt.
Ja, und manchmal gibt es auch Orte, an die es mich ohne guten Grund nicht wieder hinziehen würde. So viel Ehrlichkeit muss sein.
Tönning an der Eider
Zu diesem beschaulichen Ort an der Eider zieht es uns immer wieder. Zu und zu schön, in der Alten Werft ein Fischbrötchen zu essen und ins Hafenbecken zu schauen, in dem die Boote gemütlich vor sich hinschaukeln. Auch die Häuser entlang des Hafens sind fein herausgeputzt, überall in den Vorgärten grünt und blüht es.
Ein kurzer Spaziergang durch den Kurpark hinterm Deich führt einen direkt zum Ortskern mit Marktplatz und Kirche und ein paar Geschäften ringsherum. Alles ganz entspannt und wie aus der Zeit gefallen - herrlich!
Und auf dem Weg entlang der Eider kann man sich ordentlich durchpusten lassen und bereits Nordseeluft schnuppern. Mehr brauche ich nicht, um den Kopf frei zu bekommen.
St. Peter-Ording an der Nordsee
Für SPO schwärmen ja viele. Zu viele! Früher sind wir mehrmals im Jahr hingefahren. Diesmal nur, weil Freunde aus Heidelberg zu Besuch waren und sie gerne mal Nordseeluft schnuppern wollten. Die letzten Jahre ist es mir dort einfach zu voll geworden. Und zu hip. Der Massentourismus hat die ursprüngliche Atmosphäre des einstigen Fischerdorfes total kaputt gemacht. Selbst die Einwohner, die ja größtenteils vom Tourismus leben, sind inzwischen nur noch genervt. Für mich kein Ort mehr zum Energieauftanken, schon gar nicht in den Sommermonaten. Jammerschade.
Ja doch, zum Fotografieren ist es natürlich immer noch bestens geeignet. Und so habe ich versucht, die vielen Besucher auszublenden. An den weiten Stränden und im Watt verläuft es sich ja ohnehin. Nur wehe, man möchte irgendwo einkehren!
Brodtener STeilufer an der Ostsee
Eine Neuentdeckung, die wir unserem Sohn zu verdanken haben. Das Brodtener Steilufer liegt zwischen den Ostseebädern Niendorf und Travemünde. Idyllische Wege führen oberhalb der Klippen in die eine oder andere Richtung, wechselweise mit Blick aufs Meer oder über die Felder. Zwischendurch führen Wege hinab zum Strand.
Wir sind Richtung Niendorf gelaufen, was angenehm lauschig, weil nicht überlaufen war. Nette kleine Promenade mit Cafes und Restaurants. Alles wirkte gepflegt und entspannt.
Dort waren wir nicht zum letzten Mal. Allein wegen der schönen Szenerie. Außerdem gibt es ja noch die andere Seite zu erkunden. Denn in Travemünde hat sich die letzten Jahre auch viel zum Positiven verändert.
Glückstadt an der Elbe
Glückstadt hat bei uns Tradition. Auf den Matjesteller im "Kleinen Heinrich" freue ich mich ein ganzes Jahr lang.
Schon die Ankunft bringt einen in Matjes-Stimmung. Wenn man auf der anderen Seite des Hafenbeckens parkt, entfaltet sich einem die gesamte Hafensilhouette mit den netten kleinen Giebelhäusern, dem Salzspeicher und den historischen Booten.
Der "Kleine Heinrich" ist ein Kultrestaurant direkt am Marktplatz der Altstadt, ein historisches Gebäude aus dem 17. Jh. Urgemütlich eingerichtet mit Holzbalkendecke und blau-weißen Kacheln an den Wänden, die maritime Motive zeigen. Denn den Namen hat das Restaurant von dem Schiff, mit dem die Glückstädter einst vor Grönland auf Walfang gingen.
Westerland auf der Norsee-insel Sylt
Wie schon St. Peter-Ording so ist uns auch Sylt zu mainstreamig, in dem Sinne, dass jedermann davon schwärmt, ohne mehr genau hinzuschauen, ob dieser Ort es noch verdient. Ein positives Image hält sich halt ebenso hartnäckig wie ein negatives; das einmal abgespeicherte Bild bleibt unverändert.
Auf Sylt waren wir nur, um eine dort lebende Freundin zu besuchen. Zwar fanden wir Westerland gut besucht, aber nicht überlaufen vor, was angenehm war. Doch liebevoll gestaltet ist hier kaum etwas. An den maroden - um nicht zu sagen: heruntergekommenen - Fassaden der Häuser tut sich leider nur wenig bis gar nichts. Immerhin hat das schöne Jugendstilhotel Miramar direkt am Strand endlich einen neuen Anstrich erhalten. Das war erfreulich.
Der Himmel über dem Meer, die Muscheln am Strand sowie die Dünenlandschaft sind natürlich äußerst fotogen. Vor allem das ständig wechselnde Licht lädt zum Fotografieren ein. Die Weite, die Seeluft und selbst das Geschrei der Möwen öffnen die Sinne und haben unweigerlich einen erholsamen Effekt. Nur den kann ich halt auch woanders haben.
Heiligenhafen an der Ostsee
Heiligenhafen, am östlichsten Ende der Kieler Bucht gelegen, kannten wir nur von früher, als wir noch mit unseren kleinen Kindern in der Gegend Urlaub machten. Damals war es ein ziemlich reizloser Küstenort. Inzwischen wurde ein schicker Sea-Resort daraus mit entsprechend gepfefferten Preisen.
Aber die neue "Erlebnis-Seebrücke" mit ihren 435 Metern und ihrer "Meereslounge" - ein überdachter windgeschützter Raum mit bequemen Sesseln direkt über dem Meer - haben mich wirklich begeistert. Breite, schön angelegte Promenaden und sonstige Uferwege laden zu einem beschaulichen und abwechslungsreichen Rundgang ein. Zwei Stunden waren wir mit einer Freundin, die dort Urlaub machte, unterwegs - entlang der Dünen mit Strandhafer und leuchtendem Sanddorn, unten am Strand zwischen Steinen und Tang und durch die Felder entlang von Weiden mit Galloway-Rindern.
Im Hafen herrscht reges Treiben. Fischerboote fahren rein und raus. Und die umliegenden Restaurants laden zum Fischteller ein. Den haben wir in der "Fischhalle" genossen - fangfrisch ohne viel Schnickschnack und super lecker.
Und in der Fußgängerzone zwischen sich in die Landschaft einfügenden Ferien-Appartements im maritim-trendigen Stil gibt es viele kleine nette Lädchen zum Stöbern. Gerne wieder!
Kulturelles
Darunter waren Ausstellungen, die mich positiv überrascht haben. Nur eine war etwas enttäuschend. Aber so ist das nun mal. Vor allem wenn die Werbestrategen Erwartungen schüren, die der Realität nicht standhalten. Da ich die Ausstellungen zusammen mit einer Freundin besuche, die genauso gerne wie ich hinterher durch Hamburg stromert, und zwar auf Wegen, die wir noch nie zuvor gegangen sind, entdecken wir auf unseren Touren immer wieder etwas Neues und Spannendes.
Bagheer Museum im Jenischpark: Die Natur der Kunst

In diesem Privat-Museum waren wir zum ersten Mal. Und waren begeistert. Keine Ahnung, warum wir es nicht schon früher besucht haben, schließlich gibt es das Bagheer bereits seit wann? Jedenfalls schon lange.
Die Natur der Kunst lautete der Titel der Ausstellung. Und das darf man wörtlich nehmen. Ein ganzer Raum war von der Künstlerin Annette von der Bey gestaltet: traumhaft-mystische Natur-Kleinodien möchte ich ihre Gemälde mal nennen, Moose, Gräser, Tautropfen, aber auch Unken, Spinnen und anderes Kleingetier sind ihre Motive, die fast fotografisch wirken und doch von ihr mit Öl auf Leinwand gezaubert wurden. Unfassbar fein muss der Pinsel gewesen sein, mit dem sie das taubesetzte Spinnennetz gemalt hat.
In dem waldig anmutenden Ausstellungsraum fiel der Blick durch ein geöffnetes Fenster direkt auf die prächtigen Bäume im Jenischpark. Ich hätte für immer dort bleiben mögen. Einfach zauberhaft.
Aber auch die anderen Künstler haben uns mit ihren Werken fasziniert. Besonders der russische Künstler Konstantin Sotnikow ist mir in Erinnerung geblieben mit seiner farbgewaltig und fantastisch anmutenden, ja fast surrealen Welt der Flora und Fauna.
Hamburger Kunsthalle: Rendevous der Träume

Der "surrealistische Schrank" des Franzosen Marcel Jean steht als "Opener" im ersten Raum der Ausstellung. Dieses Gemälde von 1941 war für mich das Highlight der Ausstellung, denn das Motiv passt perfekt für diese Rolle: es macht neugierig, was einen hinter den Türen erwartet.
Ich hatte mich sehr auf diese Ausstellung gefreut, denn es ging um die Gegenüberstellung von Romantik und Surrealismus. Ein spannendes Thema, wie ich finde. Beide auf den ersten Blick gegensätzliche Stilepochen faszinieren mich. Interessant fand ich auch den Ansatz, Gemeinsamkeiten herzustellen, durch Zitate berühmter Vertreter ihres Genres.
Über 230 surrealistische Gemälde international bekannter Künstler trafen in der Kunsthalle auf 70 Meisterwerke der deutschen Romantik. Das hört sich gewaltig viel an. Und genau das war es auch. Meines Erachtens zu viel.
Zwar wurde versucht, die vielen Gemälde thematisch und räumlich zu unterteilen - das Thema "Traum" im Untergeschoss, "Wald" im Parterre und "Kosmos" im Obergeschoss. Doch die vielversprechenden Titel hielten leider nicht, was sie versprachen: Im Untergeschoss fand ich eher Albträume statt Träume, eine Etage höher war von Wald keine Spur zu entdecken und ganz oben befand sich höchstens kosmisches Chaos. Hier herrschte geradezu eine Bilderschlacht, in dem die vielen Meisterwerke völlig untergingen.
Auf mich wirkte die Ausstellung daher eher wie ein gewaltiges Oberstufenprojekt im Kunstunterricht - gute Idee mit deutlichen Schwächen in der Umsetzung. Schade.
Naja, so freue ich mich darauf, meinen "Wanderer über dem Nebelmeer" von Caspar David Friedrich das nächste Mal wieder an seinem angestammten und gut ausgeleuchteten Platz wiederzufinden.
Auch hier zeigt sich wieder einmal: Weniger ist oftmals mehr!
Museum für Kunst und Gewerbe: Glitzer!

Also von allein wäre ich nicht in diese Ausstellung gegangen. Was interessiert mich Glitzer? Aber meine Freundin wollte dorthin und das MKG ist eigentlich immer einen Besuch wert.
So auch diesmal. Als wir im ersten Ausstellungsraum von schrillen Glitzerfummeln empfangen wurden, hatte ich noch so meine Zweifel. Aber die legten sich schnell. Denn in dieser Ausstellung wurde das Material zum Hauptthema, was an sich schon eine geniale Idee ist: Worin Glitzer überall verarbeitet wird, welche Wirkung es hat und nicht zuletzt die Historie des funkelnden Materials, das 1934 seine Karriere begann. Die ersten Paillettenkleider, die in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in Revues und auf der Bühne von bekannten Sängerinnen getragen wurden, waren noch total schwer, da aus Metall gefertigt.
Wer aus meiner Generation erinnert sich nicht an die Oblaten mit Glitzer? Die waren für uns doch besonders wertvoll. Gezeigt wurde auch ein Jugendzimmer aus der heutigen Zeit, voll in Glitzerpink, da wäre eine Sonnenbrille durchaus vonnöten gewesen. Lange konnte ich dort nicht hinschauen.
Dann die jungen Frauen, die aus den winzigen Glitzersteinchen in unfassbar geduldiger Feinarbeit wahre Kitschkunstwerke erschaffen und damit zu Social Media Stars werden. Was es nicht alles gibt!
Und wo überall dieses Material verarbeitet wurde und wird. Sagenhaft! Also ja, die Ausstellung war einen Besuch wert.
Komödie Winterhuder Fährhaus: Vanja
Wie die für unsere Augen ungewöhnliche Schreibweise des Theaterstücks verrät, handelt es sich um eine ebenfalls ungewöhnliche Inszenierung des Tschechow-Klassikers "Onkel Wanja".
Das Besondere an diesem Stück war, dass sämliche Rollen von ein und derselben Person gespielt wurden. Und zwar mit nur minimalistisch eingesetzten Requisiten. Die Rollenwechsel kamen so schnell hintereinander oder überlagerten sich sogar stellenweise, dass man auch als Zuschauer äußerst aufmerksam sein musste. Dementsprechend leise war es im Publikum: kein Husten, kein Räuspern, kein Scharren - absolute Stille!
Sehr angenehm fand ich, dass der Darsteller die weiblichen Rollen nicht - wie leider oft üblich - überzeichnete, was schnell ins Alberne hätte abrutschen können. Auch seine Stimme hat er je nach Rolle nuancenreich angepasst.
So hat er 90 Minuten durchgespielt und sämtlichen Figuren dieses Klassikers Genüge getan.
Chapeau, was für eine Meisterleistung!
Einigermaßen überrascht waren wir von dem gut besetzten Theatersaal, denn bei den Klassikern - auch wenn sie nur die grobe Skizze liefern - herrscht sonst kaum so viel Andrang.
Der Schauspieler war uns unbekannt. Erst hinterher erfuhren wir, dass "Vanja" und seine Mitstreiter von dem Tatort-Darsteller Oliver Mommsen dargestellt wurden.
Kein Wunder, dass der Schlussapplaus entsprechend begeistert ausfiel.
Völlig zu recht. Das war Theater vom Feinsten!
So. Ein lebhaftes 3. Quartal 2025 liegt hinter mir. Jetzt freue ich mich auf die gemütlichen Herbsttage daheim.
Es stehen einige Schreibprojekte an, auf die ich im nächsten Rückblick näher eingehen werde.