Musik in der Nicolae-Saga Teil 3
Rumänische Traditionals
Womit beginnen? Das Land wimmelt nur so von alten Volksweisen. Und jede Region hat zudem ihre eigenen Melodien.
Da Rumänien ein Vielvölkerstaat ist, hat sich Laufe der Jahrhunderte einiges vermischt; rumänische Musik unterliegt griechischen, türkischen, armenischen und jüdischen Einflüssen. Auch die Roma haben mit ihren Klängen die Musik beeinflusst.
Heute werden TV-Beiträge über das Land häufig mit Roma-Musik unterlegt - falls nicht die unvermeidliche Zamfir-Panflöte zum Einsatz kommt -, denn die Roma mit ihren Blaskapellen wurden für große Feste wie Hochzeiten und Beerdigungen schon immer gerne engagiert. Da diese Musik sehr populär geworden ist, hört man sie überall.
Alte Klänge aus dem KArpatenraum
Allerdings hat sie wenig mit der originären Musik der Rumänen zu tun. Sich hier auf Spurensuche zu begeben ist nicht ganz einfach. Dennoch bin ich fündig geworden und freue mich, Ihnen die Gruppe Trei Parale, zu Deutsch: Drei Groschen vorstellen zu können. Als ich sie damals bei meinen Recherchen zur Nicolae-Saga entdeckte, waren es noch ganz junge Leute, die sich der ursprünglichen Musik Rumäniens angenommen hatten.
Der Bandgründer Florin Iordan ist auf der Suche nach authentischer Musikkultur durch ganz Rumänien gereist. Die Gruppe als Ethno-Folk einzustufen, trifft es wohl am ehesten. Sie spielen auf ursprünglichen Instrumenten wie die Cobza - die rumänische Knickhals-Laute, die im Laufe des 20. Jhs. aus fast allen Kapellen von Streichern verdrängt wurde. Die Zeitspanne ihrer Musik erstreckt sich vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert hinein.
Für ihre Video-Aufnahmen suchen sie sich meist historische Stätten und Häuser im typisch rumänischen Stil; auch Bauernstuben oder ihr Instrumentenzimmer daheim kommen zum Einsatz.
Hora Veche
Hora Veche ist ein altes Tanzlied, das auf Dorffesten gespielt wurde/wird.
Hier erhalten Sie einen guten Eindruck von den typischen rumänischen Rhythmen und Klängen.
Trei Parale spielen auf traditionellen Musikinstrumenten.
Hora de la Goicea
Hora de la Goicea ist ein traditioneller rumänischer Tanz aus Oltenia (Kleine Walachei).
Marin Chiser spielt den Caval, eine rumänische Langflöte. Horchen Sie mal auf den weichen Klang!
Begleitet wird er von Beatrice Iordan an der Cobza, der rumänischen Knickhalslaute (siehe Titelbild).
Bordeias, bordei, bordei
Nach den oberen beiden instrumentalen Stücken wird in Bordei (zu Deutsch: Hütte) auch gesungen.
Dieses Lied wird gern auf Hochzeiten gespielt.
Für das Video haben sie sich in der überdachten Vorhalle eines Klosters positioniert, erkennbar an den typischen Säulenbögen.
Falls Sie sich wundern, dass die Gewänder der Interpreten gar nicht so bunt sind, wie Sie sich diese vielleicht vorgestellt haben: Die Rumänen lieben zwar Farben, in ihren Teppichen und Stickereien, aber die Häuser der Walachen sind meist weiß verputzt, kombiniert mit kunstvoll geschnitzter Holzarbeit; bei der Kleidung überwiegen Naturmaterialien, die Blusen sind aus besonders fein gewebtem Leinen mit dezent bunter Stickerei.
Das richtig Bunte mit großblumigen Motiven findet man eher in Transsilvanien bei den deutschstämmigen Siebenbürger Sachsen. Deren Häuser sind in allen möglichen Pastellfarben getüncht, die Holztruhen und anderes Mobiliar bunt bemalt.
Ein altes rumänisches Liebeslied
Dies ist ein ganz bekanntes altes Liebeslied.
Ein junger Mann sitzt draußen im Hof seiner Geliebten.
Sie fleht ihn an, nicht zu bleiben, da sie jeden Augenblick ihren Ehemann zurückerwartet.
Uijuijui...!
Orthodoxe StimmeN
Da Rumänien das Land der Klöster ist, haben sich dort für die orthodoxen Gesänge besonders schöne Stimmen herausgebildet, so wie die von Mihail Buca.
Die Gruppe Tronos, die sich dieser Gesangskunst widmet, hatte 2022 zusammen mit Trei Parale einen Auftritt auf dem IBMF (International Body Music Festival). Sie präsentieren das klassische Lied Pâna când nu te iubeam - Bis ich dich nicht mehr liebte. Eine schöne Kombination.
Populäre Folklore
Populäre Folklore aus der Moldau bietet das Orchestra Fratilor Advahov . Das ursprüngliche Duo hat sich 2005 gegründet. Mit der Zeit sind sie immer mehr gewachsen und treten inzwischen als großes Orchester auf.
Hier spielen sie die Hora boiereasca - ein Bojaren-Tanzlied. Darunter typische Instrumente wie das Zymbal und die Panflöte. Sie sind in traditionellen Trachten gekleidet.
Die Edith Piaf Rumäniens
Eine der berühmtesten Sängerinnen des Landes war und bleibt Maria Tanase (1913-1963) - die "Edith Piaf" Rumäniens. Sie war eine gefeierte Schauspielerin und Chanson-Sängerin. Zu ihrem Repertoire gehörten viele rumänische Volkslieder. Sie wird heute noch als die Kultur-Ikone des 20. Jahrhunderts verehrt. Hier singt sie Lelita circiumareasa - die schöne Wirtin, ein rumänisches Volkslied.
Ein bekanntes Volkslied
Ein weiteres bekanntes Volkslied heißt Copacul - der Baum.
Es wird gesungen von der berühmten rumänischen Sopranistin Angela Gheorghiu und repräsentiert die Naturverbundenheit der Rumänen.
Und hiermit schließe ich den Reigen rumänischer Volkslieder und leite mit der Opernsängerin über zur klassischen Musik.
Klassische Musik
Auch damit kann Rumänien aufwarten. Der wohl berühmteste Vertreter in diesem Bereich ist George Enescu (1881 - 1955).
Er galt als Wunderkind: mit vier Jahren spielte er Violine, mit fünf Jahren begann er zu komponieren.
Mit seinen beiden Rumänischen Rhapsodien, die durch rumänische Volksmusik inspiriert wurden, machte er sein Land international bekannt. Deren Popularität ist ungebrochen.
Hören Sie mal in die Rhapsodie Nr. 1 hinein - Sie haben sie bestimmt schon mal gehört. Stimmt's?
Hier gespielt vom Hauptstadtorchester Bukarest und mit schönen Landschaftsbildern des Karpatenlandes untermalt.
An vielen der dort zu sehenden märchenhaften Stätten bin ich auf meinen Recherchereisen beretis gewesen. Es gibt sie also tatsächlich!
Vorherige Beiträge zum Thema:
Musik in der Nicolae-Saga Teil 1 - Walzer, Ballett, Oper, Operette
Musik in der Nicolae-Saga Teil 2 - Englische und Irische Traditionals
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