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Halloween versus Rummelpott

Halloween versus Rummelpott

Halloween versus Rummelpott - Bildmotiv von Julia Zimmel, Pixabay

Morgen ist Halloween. Da laufen die Kleinen wieder möglichst gruselig verkleidet von Tür zu Tür und dürfen um Süßigkeiten betteln. Mit der kruden Androhung, dass es sonst Saures gibt.

Das kann man so oder so finden. Aber naja, sei ihnen der Spaß gegönnt.

 

Eigenartig finde ich nur, dass wir Halloween überhaupt feiern. Schließlich handelt es sich um einen keltischen Brauch, der bis vor gar nicht langer Zeit nur in der angelsächsischen Welt bekannt war. Vor allem in Irland und England. Und natürlich in den USA, eingeführt von irischen Einwanderern. Dort wurde er sogleich ein paar Nummern größer und schriller gefeiert.

Wie ich zum ersten Mal Halloween feierte

Vor 25 Jahren hat hierzulande kaum jemand gewusst, was Halloween ist, geschweige denn, wie man es schreibt.

Da ich jedoch ein Faible für alles Keltische habe - weshalb auch die Nicolae-Saga jede Menge davon enthält - und in jungen Jahren oft nach England gereist war, war mir dieser Brauch geläufig.

 

Und so stellte ich vor einigen Jahren den Kindergeburtstag meiner Tochter unter das Motto Halloween. Kinder verkleiden sich nun mal gerne, und für Gruseliges haben sie auch etwas übrig, wenn man damit die Erwachsenen erschrecken kann.

Also gewährten wir lauter kleinen Hexen, Gespenstern und Teufelchen Einlass in unser Haus.

 

Wochen zuvor hatten wir damit begonnen, die Dekoration für Halloween zu basteln. Denn fertige Deko-Artikel gab es damals noch nicht zu kaufen. Und Online-Käufe bei Amazon waren noch reine Science-Fiction!

Also bastelten wir Fledermausgirlanden aus schwarzem Krepppapier, schnitten Gespenster aus Tonpapier, spannen ein riesiges Spinnennetz aus schwarzer Wolle in eine Zimmerecke, in der eine große Kreuzspinne mit Beinen aus schwarzen Pfeifenputzern saß. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Zu trinken gab es Spinnenblut (Kirschschorle) aus einem Hexenkessel (Bowlegefäß), das über einem Feuer (ein aus Tonpapier geschnittener Feuerkranz) brodelte, welches mit Holzscheiten (Salzstangen) am Lodern gehalten wurde.

Ich hatte eine Kürbis-Pie gebacken und auf dem Rührteiggebäck "Amerikaner" waren in Zuckergussfarben scheußliche Fratzen gemalt. Je ekliger, desto besser. Die Kinder liebten es!

Die Spiele waren aufs Thema abgestimmt. Ich schminkte den Kindern passend zu ihrer Verkleidung gruselige Gesichter. Und wir bastelten Kürbislaternen aus orangem Fotokarton und Transparentpapier.

Zum Schluss brachten wir während eines Laternenlaufs ein Kind nach dem anderen nach Hause - ja, zu Fuß! Und ohne zwischendurch an Haustüren zu klingeln und zu schnorren. In den Gewinntüten der kleinen Gäste steckte ja bereits die eine oder andere Süßigkeit.

 

Fazit: Es war bereits im Vorwege viel Kreativität freigesetzt worden, alle hatten ihren Spaß und die Nachbarn blieben unbehelligt.

Das ursprüngliche Halloween

Und wie wurde das Fest Halloween ursprünglich gefeiert? Dazu gibt es mehrere Versionen.

 

Soweit mir bekannt ist, hat sich Halloween aus dem keltischen Fest Samhain entwickelt, das in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November gefeiert wurde. In jener Nacht, so glaubten die Kelten, ist der Schleier zwischen unserer Welt und der Anderswelt besonders dünn, sodass die toten Seelen zu uns gelangen können.

 

Es war ein Fest für die Ahnen, an dem die Kelten ihrer Verstorbenen gedachten und sie zu sich an die festlich gedeckte Tafel einluden. Für den Verstorbenen wurde darum extra ein Platz freigehalten.

Ins Fenster stellte man eine Kerze, um so die Seelen der Toten willkommen zu heißen.

 

Gleichzeitig fürchtete man jedoch die bösen Wesen der Anderswelt, die ebenso in jener Nacht in unsere Welt eindringen konnten. Darum verkleideten sich die Menschen auf möglichst abschreckende Art, um so die sie heimsuchenden Geister zu verscheuchen. Der Brauch des Verkleidens entstand.

 

Das ganze andere Gedöns wie grässliche Fratzen in Kürbisse zu schnitzen, Süßigkeiten zu erbetteln, aus dem eigenen Haus ein Horror-Haus a la Hollywood zu machen hat seinen Ursprung in den USA moderner Zeiten. Die kommerzialisierte Form von Halloween wurde nach Europa reimportiert - sehr zur Freude der Süßwarenindustrie und Dekoartikel-Hersteller. 

 

Selbst bis in die hintersten Bergdörfer Rumäniens ist dieser heidnische Brauch bereits vorgedrungen, obwohl dort das Christentum in seiner orthodoxen Form noch fest in der Kultur verankert ist.  Dabei kennt man in Rumänien neben den orthodoxen Feiertagen bereits jede Menge Bräuche heidnischen Ursprungs, die immer noch zelebriert werden.

Mehr darüber erfahren können Sie übrigens in der Nicolae-Saga.

WEr kennt noch das Rummelpottlaufen?

Was also hat Halloween eigentlich bei uns verloren?

Rein gar nichts! Und doch hat es sich in rasender Geschwindigkeit ausgebreitet und die eigene Tradition vertrieben.

 

Oder wissen Sie noch, dass wir einmal einen ganz ähnlichen Brauch in Deutschland hatten - jedenfalls bei uns im Norden - bis dieser von Halloween komplett abgelöst wurde?

 

Über die norddeutsche Tradition des Rummelpottlaufens hatte ich bereits in meinem letzten Newsletter geschrieben. Für alle, die ihn nicht abonniert haben, hier noch mal, wie dieser Brauch bei uns zelebriert wurde:

 

Bis in die Nuller Jahre hinein sind am Silvesterabend, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, die Kinder „Rummelpott“ gelaufen.  Auch sie waren gruselig verkleidet. Sie gingen von Tür zu Tür und sangen ein plattdeutsches Lied. Das ging so:

 

Rummel rummel rogen

Gif mi een Appelkoken

lat mi nich to lange stahn, ik mutt noch een Hus wieder gahn

Een Hus wieder wohnt de Snieder

Een Huus achter wohnt de Slachter

Een Huus achteran wohnt de lütje Wiehnachtsmann.

 

Und dann gab man ihnen Obst oder eine Süßigkeit, weil sie die Wintergeister mit ihrem Lärm so schön vertrieben. Denn der Rummelpott war ein Gefäß, auf dem im Rhythmus des Liedes getrommelt wurde.

Ganz nebenbei sorgte dieser Brauch dafür, dass die plattdeutsche Sprache an die junge Generation weitergegeben und somit erhalten wurde. 

 

Aus. Vorbei. - Schade, dass wir so schnell eine eigene Tradition zugunsten einer fremden aufgeben.


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